Festlandskandinavische Sprachen: Lehnwörter aus dem Mittelniederdeutschen
(Geschrieben: 2000;
kleine
Aktualisierung: 24. März
2020)
Farblegende zu
den Wörtern:
rot = Modernes Schwedisch, Dänisch
und Norwegisch;
blau = Mittelniederdeutsch (MND=MNS
und/oder MNL);
grün = verdrängte altwest- oder
altostnordische Wörter;
lila: mittelskandinavische Wörter.
Andere
Abkürzungen: arch.
= archaisch; dial. = dialektal; fnND =
Frühneuniederdeutsch;
HD = Hochdeutsch; ND =
Niederdeutsch (Plattdeutsch); Nyn. =
Nynorsk; AN = Altnordisch; aschwed. = Altschwedisch.
Einführung
und Orientierung
Definition
der
Begriffe:
Mittelniederdeutsch
(MND)
Diese Bezeichnung wird verwendet, da die Wissenschaft sich nicht sicher
ist, ob
ein Lehnwort aus dem Mittelniedersächsischen (MNS) oder
Mittelniederländischen
(MNL) stammt. MND kann daher bedeuten, dass das Lehnwort von einem der
beiden
oder auch von beiden stammen kann.
Mittelniedersächsisch
(MNS)
Bezeichnet die niederdeutschen Dialekte, die in Norddeutschland und dem
Gebiet
der heutigen Niederlande von Händlern der Hanse u. a. gesprochen wurden
und auf
altsächsischen Dialekten basieren.
Mittelniederländisch
(MNL)
Bezeichnet die niederdeutschen Varianten, die von Händlern aus dem
Gebiet der
heutigen Niederlande gesprochen wurden und auf altfränkischen Formen
basieren.
Altnordisch (AN)
Dieser Begriff wird hier verwendet, um alt- und
mitteldänische/-schwedische
Formen, die faktisch ersetzt wurden, zu bezeichnen (wenn nicht anders
angegeben),
da Beispiele aus dem Altnordischen leichter zu ermitteln und sicherer
zu
bestimmen sind.
Modernes Niedersächsisch/Modernes
Niederdeutsch (Plattdeutsch) (ModNS)
Bezeichnet die heutigen niederdeutschen (plattdeutschen) Dialekte, die
aus dem
Altsächsischen stammen und in Norddeutschland und den östlichen
Niederlanden gesprochen
werden.
Modernes Niederländisch
(NL)
Bezeichnet die heutigen niederfränkischen Dialekte, die in den
Niederlanden,
Belgien („Flämisch“) und Frankreich (Westhoekflämisch) sowie in
Protektoraten
und ehemaligen Kolonien der Niederlande gesprochen werden und aus dem
Altniederfränkischen stammen.
Einführung:
Der
Einfluss des
Niedersächsischen und Niederländischen auf die skandinavischen Sprachen
während
des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit war beachtlich. Einige
Forscher
vergleichen ihn mit dem riesigen Einfluss, den das normannische
Französisch sowohl
auf lexikalischer als auch struktureller Ebene auf das Altenglische
nach der
normannischen Eroberung ausübte. In der Tat ist dies die einzige
Parallele, die
in der gesamten Geschichte der europäischen Sprachen gefunden werden
kann!
Während des Mittelalters entlehnte das Dänische beispielsweise mehr als
1500
neue Wörter, von denen einige zwar aus dem Lateinischen, die Mehrheit
jedoch
aus dem Mittelniederdeutschen stammten. (Nicht nur gab es direkte
Lehnwörter,
sondern auch viele Lehnübersetzungen, bei denen der Körper (die
Struktur)
einheimisch, die Seele (die Bedeutung) jedoch importiert ist). Die
durch das
Mittelniederdeutsche ausgelösten Veränderungen der
festlandskandinavischen
Sprachen waren insbesondere im 14. Jahrhundert,
während der Blütezeit der Hanse, ausgeprägt. Der Einfluss des MND hielt bis
1550 (und in einem
geringeren Ausmaß darüber hinaus) an. Danach wurde Hochdeutsch die
vorherrschende
Sprache in Norddeutschland und begann seinerseits, die
festlandskandinavischen
Sprachen zu beeinflussen. Schätzungen gehen davon aus, dass der
gesamtdeutsche,
d.h. nieder- und hochdeutsche, Anteil des dänischen Wortschatzes 25 %
beträgt.
Ähnliche Zahlen gelten vermutlich für Schwedisch und Norwegisch, obwohl
Norwegisch wohl die puristischste dieser drei Sprachen ist. Willy
Sanders schätzt
den Einfluss des MND auf die skandinavischen Sprachen sogar noch höher
ein: „…jetzt
noch 30 % des Wortschatzes nd. Herkunft sind.” Karl
Wührer dagegen schätzt den
Gesamtanteil der Entlehnungen aus dem MND in die
festlandskandinavischen
Sprachen sogar als 55-60 % ein, was aber mit Sicherheit eine
Überschätzung ist.
Auch sagen diese Zahlen noch nichts über die Häufigkeit
solcher Lehnwörter aus. Andere Wissenschaftler sind etwas
konservativer in ihren Schätzungen. Die meisten MND Wörter kommen in
Zunftgesetzen und juristischen Dokumenten vor – die wenigsten in
Sprichwörtern
und Volksliedern, d.h. in den Formen, die der gesprochenen Sprache am
nächsten
kommen. Dessen ungeachtet gehören viele Entlehnungen aus dem MND immer
noch zu
den gebräuchlichsten Wörtern in den festlandskandinavischen Sprachen,
und die
Geschichte der skandinavischen Sprachen kann einfach nicht ohne eine
detaillierte Betrachtung des MND Elements untersucht werden. Kein
Skandinavist
kann es sich leisten, diesen Bereich zu vernachlässigen. Torsten
Dahlberg drückt
dies folgendermaßen aus (S.194):
„Fast auf allen Gebieten der Nordistik spürt oder ahnt man direkt oder indirekt das niederdeutsche Substrat. In Skandinavien können wir an dem Niederdeutschen nie vorbeikommen”.
Eine
andere
Weise, das Ausmaß des MND Einflusses auf die nordischen Sprachen zu
erkennen,
ist die Betrachtung der Auswirkungen dieses Einflusses auf die
Gesellschaft der
Sprecher, mit anderen Worten: seine kulturelle Bedeutung. Diese
Bedeutung war
enorm und nachhaltig und zog die nordischen Länder letztlich in das
etablierte
europäische Kulturleben mit ein. H. Bach bemerkt zu Dänisch (S.527):
„…eins
steht
völlig klar: die Einwirkung des mnd. war die wichtigste Voraussetzung
für die
Einbeziehung des Dänischen in das gesamteuropäische Kulturmuster.”
Eine
ausführliche
Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen, historischen,
juristischen,
kulturellen und literarischen Einflüssen des MND auf die nordischen
Sprachen würde
den Rahmen dieses Artikels sprengen; allerdings kann der interessierte
Leser
einen kleinen Vorgeschmack durch die in diesem Artikel vorgestellten
MND
Entlehnungen aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben bekommen.
Es herrscht
allgemeiner Konsens darüber, dass die politischen, soziologischen und
linguistischen Bedingungen in Schweden und Dänemark-Norwegen während
der
Blütezeit des Hanse-Einflusses insgesamt recht ähnlich waren, wodurch
der großflächig
angelegte Begriff von der MND Sprache und Kultur pauschal möglich ist.
Anfang
und Mitte
des 12. Jahrhunderts gewann die Hansehandelsstadt Lübeck an der Ostsee
mehr und
mehr an Bedeutung. Zusammen mit anderen Hansestädten ermöglichte Lübeck
der
Hanse, den Handel in Skandinavien und dem Baltikum über die nächsten
drei
Jahrhunderte zu dominieren. Kolonien niederdeutsch sprechender Händler,
Handwerker und Beamter siedelten sich zahlreich in vielen größeren
nordischen
Städten wie Oslo, Bergen, Visby, Stockholm, Malmö, Söderköping, Kalmar
und
Kopenhagen an. (Visby auf Gotland war das erste Zentrum niederdeutscher
Ausbreitung, Teil einer deutschen Osterweiterung und bereits im 12. Jahrhundert eine fast vollständig deutsche
Stadt). An
dieser Stelle ist
es bemerkenswert, dass Sprachkontakt und somit Sprachmischung im
Allgemeinen nicht
in den nationalsprachlichen Regionen stattfanden, sondern in den
handels- und
verkehrsreichen Gebieten, d. h. großen Städten.
Viele
mittelniederdeutsch
sprechende Adelsfamilien aus dem Gebiet des heutigen Norddeutschlands
wurden in
Dänemark und anderen Orten Skandinaviens sesshaft; sie hatten oft eine
herausragende Stellung inne und beeinflussten die Literatursprache
aller drei
Nationen stark. Aufgrund des Ansehens und der Macht dieser Handwerker,
Händler
und Höflinge genoss ihr gesprochenes und geschriebenes
Mittelniederdeutsch eine
besonders angesehene Stellung in der skandinavischen Gesellschaft des
Mittelalters. Die höfliche und vornehme Sprache der skandinavischen
Höfe (welche
Lehnwörter wie riddari,
knapi,
gígja,
hæverskr,
lên und
hertogi gebrauchten)
und der Sprachgebrauch
der Händler, Handwerker und Beamten war mehrere Jahrhunderte lang
hauptsächlich
mittelniederdeutsch, und diese Sprache hinterließ ein beachtliches und
nachhaltiges lexikalisches Erbe in den einheimischen Sprachen, bevor es
als
gesprochene Sprache in Skandinavien ausstarb. Diese MND sprechenden
Einwanderer
brachten viele Lehnwörter für Berufe, Ämter und Werkzeuge mit, und die
Sprache
der dänischen Zünfte war somit beispielsweise bis ins 19. Jahrhundert voller deutscher Begriffe. Juristische und amtliche Dokumente
der
nordischen Handelszentren des späten Mittelalters und der frühen
Neuzeit sind voller
mittelniederdeutscher Entlehnungen und Ausdrücke, wenn sie nicht auf
niederdeutsch
selbst sind. Deutsche in skandinavischen Städten dominierten wegen der
besonderen
Vorrechte, die ihnen verliehen wurden, und beeinflussten das politische
Leben
in einem solchen Ausmaß, dass ihre Anwesenheit letztendlich
entscheidend bei
der Entstehung der pan-nordischen Kalmarer Union 1397 war. Albrecht von
Mecklenburg, ein in Deutschland geborener König, bestieg 1364 den
schwedischen
Thron, und MND erreichte während seiner Regentschaft seinen größten
Einfluss. Stockholm
wurde gemeinsam von Deutschen und Schweden gegründet. Darüber hinaus
war der
erste Bürgermeister von Stockholm aus dem Gebiet des heutigen
Norddeutschlands,
und in den 1350er Jahren wurde (unter anderem) das stadslag
von Magnus Eriksson erlassen, um zu verhindern, dass mehr als die
Hälfte der Stadtbeamten
von „deutscher“ Geburt war! Mit Erfindung des Buchdrucks im 15.
Jahrhundert waren
zwei der frühesten in Dänemark gedruckten Werke zwei dänische Chroniken
namens Rimkrønicken
und Den
Danske Krønike. Diese waren bereits aus älteren
MND Fassungen
bekannt. Die Sprache von Lübeck, der Stadt, die das zentrale Drehkreuz
der
Hanse repräsentierte, fungierte als eine Art normativer Einfluss auf
das
geschriebene MND, und diese Variante des MND hatte wahrscheinlich
besonderen
Einfluss auf die skandinavischen Sprachen.
Die
meisten
aufgenommenen Wörter waren natürlich mit Handel und Verkehr oder dem
Adel
verknüpft. Vor 1300 schon gab es in Skandinavien die MND Lehnwörter fals, herbergi,
skraddari,
skúta,
treya,
danz,
par, slekt,
spital,
æra,
akta, prófa,
klókr,
opinberr,
ærligr.
1277 gebrauchte Magnus Lagabøter bereits
offiziell die Titel barrún
und riddari.
Die
hanseatische
Dominanz des frühen neuzeitlichen nordeuropäischen Handels war nicht
nur auf
den Nordatlantik beschränkt, sondern breitete sich auch in den
Ostseeraum aus,
und zahlreiche Händler und Handelsorganisationen siedelten sich in
Polen,
Russland, Finnland und dem Baltikum an. Die Sprachen der Region wie
etwa
Finnisch, Karelisch, Estnisch, Livurnisch und Lettisch empfingen
ebenfalls eine
Reihe niederdeutscher Entlehnungen als Ergebnis dieses Austauschs.
Später, als
die nordischen Nationen im baltischen Handel florierten, wurden sogar
noch mehr
niederdeutsche Entlehnungen in diese Sprachen durch deren
skandinavische
Nachbarn eingeführt.
Die
Folge der
niederdeutschen Dominierung von Handel, Wirtschaft, Handarbeit,
Seefahrt,
Bergbau und zu einem gewissen Ausmaß auch Verwaltung und Hof in den
nordischen
Ländern war ein beispielloser Zustrom von Lehnwörtern und produktiven
morphologischen Elementen aus den hochangesehenen niederdeutschen
Varianten. Erst
heute steuert das moderne internationale Englisch eine vergleichbare
Anzahl von
Lehnwörtern zu den festlandskandinavischen Sprachen bei und übt einen
ähnlichen
strukturellen Einfluss aus. Die maßgeblichen Bereiche, in denen aus dem
Niederdeutschen entlehnt wurde, waren Seefahrt, Fischerei und Nautik,
Handel
und Wirtschaft, regionale Verwaltung, Hausbau und Haushalt, Handarbeit
und
religiöse Aktivitäten, aber es wurden auch viele Begriffe in
Zusammenhang mit
dem Hof und der vornehmen Gesellschaft sowie militärische Begriffe und
viele
allgemeine und heute alltägliche Verben, Adjektive und Adverbien
entlehnt. In
einigen Fällen waren die Lehnwörter für die Bezeichnung von Berufen,
Gegenständen und Konzepten, für die die Sprecher der skandinavischen
Sprachen
keine Äquivalente hatten, da sie von Deutschsprechenden eingeführt
wurden,
unverzichtbar. Buchstäblich Tausende niederdeutsche Entlehnungen und
Wörter mit
entlehnten MND Elementen traten in die festlandskandinavischen Sprachen
ein,
und viele einheimische skandinavische Wörter wurden ersetzt. Die
skandinavischen Teile der Bevölkerung, die ein geringeres Ansehen
hatten und
Geschäfte mit den deutschen Einwanderern, den damaligen Machthabern,
machen
wollten, mussten die Sprache der Ausländer lernen – zumindest genug, um
auszukommen. Nordische Händler mischten wahrscheinlich MND Wörter in
ihre
Sprache, um besser von ihrem hanseatischen Gegenüber verstanden zu
werden. Dieser
partielle Erwerb der Sprache der Einwanderer ebnete den Weg für
Hunderte ihrer alltäglichen
Wörter in die skandinavischen Sprachen.
Während
des
späten Mittelalters war MND den skandinavischen Sprachen in Bezug auf
Syntax,
Konjugation und Aussprache näher, als dies der Fall mit dem heutigen
Hochdeutsch
und den skandinavischen Sprachen ist.
Um den Zeitraum zwischen 1325 und 1425 war die geschriebene dänische Sprache in Gefahr, von MND als geschriebene Sprache für Briefe und amtliche Urkunden ersetzt zu werden. Adel, Klerus, Kanzleien und Hof waren die hauptsächlichen Benutzer handschriftlicher Kommunikation, und besonders in Dänemark und Südschweden war MND kurz davor, die akzeptierte festgelegte Schriftsprache zu werden. Selbst die interne Korrespondenz der Beamten war teilweise in MND.
MND
beeinflusste fast
alle Bereiche des festlandskandinavischen Wortschatzes (in
Einar Haugens Worten:
Eigennamen, Titel [herr,
fru und frøken waren zunächst
Adelstitel, aber wurden schließlich auch für gewöhnliche Bürger
gebraucht], Scheltworte,
Geräte und Ausstattung, Waffen, Musikinstrumente, Maße und Gewichte,
Handel, höfliches
und vornehmes Gebaren, Bergbau, Tiere, Essen, Wetter, Krankheit,
Gesetze, Verwaltung
und Bildung), aber die untenstehenden Beispiele heutiger Wörter im
modernen
Dänisch (wenn nicht anders angegeben) zeigen die Hauptbereiche des
Einflusses. Die
Bereiche mit den meisten Entlehnungen waren Handel und Beruf, Haus und
Heim,
Essen, Bekleidung, Kriegsführung, Seefahrt, regionale Verwaltung und
höfisches
Leben. Viele dieser Wörter sind Lehnübersetzungen (d.h. niederdeutsche
Elemente
werden direkt in ihre skandinavischen etymologischen und semantischen
Äquivalente übersetzt, oft unter Gebrauch wortbildender Elemente, die
aus dem
MND entlehnt wurden). So wird beispielsweise das MND hantwerk
zu håndværk
„Handwerk”, und unwetenheit
wird zu uvidenhed
„Unwissenheit”. Viele dieser Entlehnungen sind heute unter
den
alltäglichsten Wörtern in den festlandskandinavischen Sprachen:
Handel und Berufe: arbejd
„Arbeit”, bager
„Bäcker“, bytte
„Beute”,
bødker „Böttcher”, børs
„Börse”, bøssemager
„Büchsenmacher“, fisker
„Fischer“, fragt „Fracht“,
garver „Gerber”, gesäll
(schwed.) “Geselle”, glasmästre
„Glas(meist)er”,
handel „Handel”, handle „handeln“,
handskemager
„Handschuhmacher“, håndværk „Handwerk“,
håndværker
„Handwerker”, høker
„Höker”, isenkræmmer
„Eisenkrämer“, klejnsmed
„Kleinschmied“ (= „Schlosser“), kræmmer
„Krämer”,
krögare (schwed.)
“Krüger”, kunstner “Künstler”,
købe „kaufen“,
købmand „Kaufmann“,
køgemester
„Meisterkoch”, köpenskap
(schwed.) “Kaufschaft”
(= „Handel“), lærling
„Lehrling”, maler
„Maler”, murer
„Maurer”,
pels „Pelz“, portner
„Pförtner”, pund „Pfund“,
præst „Priester“, regne „rechnen“,
regning „Rechnung“,
regningskab
(heute regnskab)
„Rechenschaft“ (=
„Buchhaltung“), rente „Rente,
Rendite“ (=
„regelmäßige Einkünfte“), sadelmager
„Sattler“, skomager „Schuhmacher“
(ersetzte suder),
skrædder „Schneider“,
slagter „Schlachter“
(ersetzte kødmanger),
snedker „Schreiner”,
told „Zoll”, tømmermand
„Zimmermann“, udgift „Ausgabe“,
vare „Ware“, værkmester
„Werkmeister”, værksted
„Werkstatt“, værktøj
Werkzeug”.
(Einige Wörter in dieser Kategorie
sind verschwunden oder werden nur noch
selten angetroffen, weil dieser Handel, Beruf oder diese Beschäftigung
veraltet
sind, z. B. bægermager
„Bechermacher”, fyrbøder
„Feuermacher”, hjulmager
„Stellmacher”, pottemager
„Töpfer”, buntmager
„Kürschner, Pelzmacher”, kedelflikker
„Kesselflicker”, skoflikker
„Schuhflicker”, klokkeguder
„Glockengießer”,
plåtslagare
(schwed.) “Plattenschmied”, slutter
“Gefängniswärter”, spillemand
„Spielmann”, stratenrøver
„Straßenräuber”, væbner
“Waffenschmied”).
Werkzeuge und Geräte: bolt
„Bolzen”,
fork „Forke”, fusthammer
„Fausthammer” (= „Hammer für Hufeisen“), høvl
„Hobel”,
knibtang
„Kneifzange”, skrue
„Schraube”, fyrtøj
„Pulverfass” (heute
„Feuerzeug“).
Hof und Adel: eventyr
„Abenteuer“, frøken „Fräulein“,
fyrste „Fürst“,
greve „Graf“, herre „Herr“,
hertug „Herzog“
(ersetzte das einheimische jarl),
hof „Hof“, hofmester „Hofmeister“, hovmod
„Hochmut“, jagt
„Jagd”, jomfru „Jungfrau“,
junker „Junker“,
kejser „Kaiser”, krone „Krone“,
ridder „Ritter“, slot „Schloss“,
væbner „Knappe,
Waffner“, ære
„Ehre”, ærlighed „Ehrlichkeit“.
Regierung, Gesetz und Kirche: almisse
„Almosen”,
bann „Bann”, borger „Bürger“,
borgmester „Bürgermeister“,
burskap (schwed.)
„Bauerschaft” (= schwedischer
historischer Ausdruck für besondere Freiheitsrechte eines Bürgers), domherre „Richter“ (heute dommer),
embedsmand „Amtsmann“
(vgl. auch das schwedische
Lehnwort „Ombudsmann“), forbud
„Verbot”, fordel „Vorteil",
forhør
„Verhör”, fuldmagt „Vollmacht“,
kansler „Kanzler”, kætter
„Ketzer”, lægmand
„Laie”, magt „Macht,
mester „Meister”,
nåde „Gnade”, oldermand „Aldermann“
(= „Stadtältester, Senator“), pant
„Pfand”, pave
„Papst”, pinse
„Pfingsten”,
påske „Ostern”
(altsächs. „Paske“), regere „regieren“,
rådhus
„Rathaus”, rådmand „Ratsmann“,
sprog „Sprache”, straf „Strafe”,
told „Zoll“, trykkeri
„Druckerei, Gedrucktes, Dokumente”, tugthus
„Zuchthaus”,
tvist „Twist,
Streit”, vægter
„Wächter”.
Militär: afdelning
„Abteilung”,
anfalde „Anfall”, angreb
„Angriff”, armborst
„Armbrust”, befaling
„Befehl”, befalla
(schwed.) “befehlen”, bøsse
„Büchse”, erobre „erobern“,
fane „Fahne“,
fejde „Fehde“, flag
„Flagge”, fodgænger „Infantrist,
Fußgänger“, gevær „Gewähr“,
harnesk
„Harnisch”, høvedsmand
„Hauptmann“, kamp „Kampf“,
krig „Krieg“,
krudt „Kraut,
Schießpulver”, kunskapare
(schwed.) „Kundschafter”, magt
„Macht”, nederlag „Niederlage“,
orlog „Seeschlacht“,
plattdeutsch: „Urlog“, overfalde
„Überfall”, panser „Panzer“,
plyndre „plündern“,
rejse
„Reise“, im Sinne von: „Feldzug“, trommeslager
„Trommelschläger”.
Seefahrt, Fischerei und Nautik*: agter
„achter“,
bådsmand „Bootsmann“,
dok
„Dock“, dørk
„Deck”, fartøj
„Fahrzeug“, fiskeri
„Fischerei”, flag „Flagge“,
fok „Fock”,
fribytter
„Freibeuter”, gast
„Arbeitskraft”, haj „Hai,
kaj „Kai, klyver „Klüver”,
kyst „Küste“, lods
„Lotse”, malstrøm „Mahlstrom“,
mandskab „Mannschaft“,
matros
„Matrose”, roder
(schwed.) „Ruder”, ræling
„Reling”, skipper
„Skipper, Schiffer”, stuva
„Stauraum”, styrbord „Steuerbord”,
styrmand
„Steuermann”, sælhund
„Seehund”, tackla
(schwed.) „Takelage”.
Verwandtschaftsbezeichnungen: fadder
„Pate”,
formynder
„Vormund”, fætter
„Vetter”, gemal
„Gemahl”, oldefar
„Urgroßvater”, oldemor
„Urgroßmutter”, pebersvend
„Junggeselle” (unverheiratete
Händler mussten dem Magistrat in Kopenhagen im späten Mittelalter eine
Abgabe
in Form von Pfeffer zahlen), slægt
„Geschlecht”,
svoger „Schwager”, til
ægte „zur Ehe versprochen”, ægteskab
„Ehe”.
Essen: bakelse
(schwed.)
„Gebäck”, brændevin
„Branntwein”, fennikel
„Fenchel”, frokost
„Frühstück” (dän.: „Mittagessen“), frugt
„Frucht”,
gaffel „Gabel”, husgeråd
„Hausgerät”, ingefær
„Ingwer”, koge
„kochen”, koldskål
„Kaltschale”, kop
„Kelch, Becher”, krus
„Krug”, krydderi
„Kräuter”,
køkken „Küche”, medvurst
„Mettwurst”, mynte
„Minze”, måltid
„Mahlzeit”, mørbrad
„Braten”, peber
„Pfeffer”, persille
„Petersilie”, postej
„Pastete”, senap
„Senf”, skinke
„Schinken”, smag
„Geschmack”,
smage „schmecken”, spæk
„Speck”, suppe „Suppe”,
sylte
„Sülze”, tallerken
„Teller”, tallrik
(schwed.) „Teller”, vaffel
„Waffel”.
Bekleidung: bukser
„Buxe,
Hose”, dragt
„Tracht, Kleid”, ficka
(schwed.) „Tasche”, kappe
„Mantel, Umhang”, mössa
(schwed.) „Mütze”, rock
(schwed.) „Rock, Mantel”, skørt
„Schürze, Rock”, strømpe
„Strumpf”,
støvle „Stiefel”.
Gebäude, Haus und Heim: bädd
(schwed.)
„Bett”, bænk
„Bank”, disk
„Tisch”, fönster
(schwed.) „Fenster”, gemak
„Gemach”, herberg
„Herberge”, kammer
„Kammer”, kuffert
„Koffer”, kælder
„Keller”, køkken „Küche”, lampe „Lampe”,
mur „Mauer”, skab
„Schrank, Fach”, skorsten
„Schornstein”, spejl
„Spiegel”, sæbe
„Seife”,
tegl „Ziegel”, trappe
„Treppe”, tæppe
„Teppich”.
Medizin: brok
„Bruch”, feber
„Fieber”, gigt
„Gicht”,
krank „krank”, kramp
„Krampf”, pokker
„Pocken”, stær
„Star”, svulst
„Geschwulst”.
Verschiedenes: angst
„Angst”, anledning
„Anlass”, art
„Art”, digt
„Gedicht”, fiol
„Violine”, fløjte
„Flöte”, forhold
„Verhältnisse”, frygt
„Furcht”, gunst
„Gunst”, klokke
„Glocke”, kunst
„Kunst”, lykke
„Glück”, pligt
„Pflicht”,
rygte „Gerücht”, slange
„Schlange”, iver
„Eifer”, fare
„Gefahr”, herkomst
„Herkunft”, äventyr
(schwed.) “Abenteuer”, hovmod
„Hochmut”, högfärd
(schwed.) „Hochfahrt”, bihang
(schwed.) „Anhang”, bilaga
(schwed.) „Beilage”, uppförande
(schwed.) „Aufführen”,
taske
„Tasche”, lægmand
„Laie”, vandel
„Moral, gutes Verhalten”, videnskab
„Wissenschaft”, vemod
„Wehmut”, vilkår
„Bedingung”.
Verbreitete und Hilfsverben: anføre
„anführen”,
anholde „anhalten”,
anmelde
„anmelden”, anvende „anwenden",
arbejde „arbeiten",
begribe
„begreifen", begynde
„beginnen",
behøve „bedürfen”, berette
„berichten”, beskrive
„beschreiben”, bestemme „bestimmen",
betale
„bezahlen", betyde
„bedeuten", blive „bleiben",
bringe „bringen",
bruge „gebrauchen",
digte „dichten", erfare „erfahren",
erhålla (schwed.)
„erhalten”, fatte „fassen,
verstehen", fordærve
„verderben”, forekomme
„vorkommen", forklare
„erklären",
foreslå „vorschlagen",
forfatte
„verfassen”, forlade
„verlassen”, formå
„vermögen, etwas können”, fornøje
„(sich) vergnügen”, forsage
„(sich) versagen, aufgeben”, forstå
„verstehen",
fortjene
„verdienen”, forsvinde
„verschwinden", fortsætte
„fortsetzen”,
fortælle „erzählen",
frukta (schwed.)
„fürchten”, fråga
(schwed.) „fragen”, føle „fühlen",
förgäta (schwed.)
„vergessen”, gælde
„gelten”, håbe „hoffen",
klage „klagen", koge „kochen",
købe „kaufen", kæmpe
„kämpfen", lære „lernen",
mene „meinen", male „malen",
opdage „aufdecken",
ordne „ordnen", oversætte „übersetzen",
overveje „überlegen",
pleje „pflegen
(etwas zu tun)", prate „(Unsinn)
reden”, prøve „prüfen,
versuchen", redde „retten",
rejse „reisen", regne „(mit
etwas) rechnen", råbe
„rufen”, samle „sammeln",
ske
„geschehen”, skildre „schildern,
beschreiben",
skrive „schreiben”,
slute
„schließen, abschließen", smage
„schmecken",
snakke „sich
unterhalten, ‘schnacken’", spille
„spielen", stille „stellen",
straffe „strafen”, støtte
„stützen", tilgive
„vergeben”, trække „ziehen,
tragen“, tænke
„denken”, undersøge „untersuchen",
undgå „umgehen,
vermeiden", undkomme
„entkommen”, undskylde
„entschuldigen", vandre
„wandern”, vare „währen",
øve „üben".
Verbreitete Adjektive: alvorlig
„ernst",
bange „ängstlich,
bange", berømt
„berühmt”, billig „billig",
bra (schwed./norw.)
/ brav
(dän.) „brav, gut”, dejlig „wohlig,
schön,
delikat", dygtig „tüchtig,
fähig", egentlig „eigentlich",
elendig
„elend”, endelig „endlich",
enig „einig”, enkel „einzig",
evig „ewig”, falsk „falsch",
fin „fein”, flink „flink,
schlau", fri „frei",
frisk „frisch", fremmed „fremd",
from „fromm", færdig
„fertig", forsigtig
„vorsichtig",
gemen „allgemein",
grov
„grob”, hemmelig „heimlich,
geheim", hændig „handlich,
praktisch", herlig „herrlich",
høvisk
„höfisch", høflig „höflich",
klar „klar,
bereit”, klejn
„klein”, klog „klug",
kort „kurz", krank „krank",
læsbar „lesbar”, middelmådig
„mittelmäßig", mulig
„möglich",
rar „rar,
wertvoll, nett, freundlich", rask
„rasch", rund
„rund”, skøn „schön",
smal „schmal”, smuk „schmuck,
schön”, stille
„still”, stolt
„stolz", svag „schwach",
tapper „tapfer", tilfreds
„zufrieden", underdanig
„untertänig”,
ædel „edel”, ægte „echt",
ærlig „ehrlich”, åbenbar
„offenbar, öffentlich".
Verbreitete Adverbien,
Präpositionen und
Konjunktionen:
alene „allein”, allerede
„schon, bereits”, blott
(schwed.) „nur, bloß”, bra
(schwed./norw.) „gut, tüchtig” / bravt
(dän.) „gut, tapfer”, dog
„doch, trotzdem", emellertid
„indessen"
(schwed.), forbi „vorbei",
ganske „ganz,
ziemlich", jo
„ja", likväl (schwed.),
likevel (norw.)
„gleichwohl", men „aber",
måske „vielleicht”
(dän.), nemlig „nämlich",
overalt „überall",
redan "already"
(schwed.), samt „samt,
mit", sikker „sicher",
straks „sofort,
schnurstracks", sådan „so,
solch", temmelig „ziemlich",
tilsammen
„zusammen", trods „trotz",
ur „aus"
(schwed.), vældig
„gewaltig", øvrig „übrig".
(*Hinweis:
Es existieren viele spezifische Entlehnungen im Bereich Seefahrt und
für
verschiedene Arten von Fischen, welche nicht in den untenstehenden
Listen aufgeführt
sind.)
Vibeke
Winge weist
darauf hin, dass dänische Wörter für Kunsthandwerk, Güter und Werkzeuge
interessanterweise im Großen und Ganzen aus dem MND stammen.
Ungefähr
300
Jahre lang (ca. 1250-1550) war Mittelniederdeutsch die Sprache, die
gesellschaftliches Ansehen hatte und gleichzeitig den einheimischen
Sprachen
nahe war, so dass die Sprecher skandinavischer Sprachen ihre Sprachen
durch MND
erweiterten – weniger aus Notwendigkeit als vielmehr, weil es Mode war
(in einigen
Fällen hatten sie jedoch keine äquivalenten Bezeichnungen in ihren
eigenen
Sprachen). Deutsche bildeten die intellektuell und wirtschaftlich
prägende Schicht
und machten MND zur „feinen Sprache”; einer, die nachgeahmt werden
sollte. Der
skandinavische Bürger strebte danach, die „Feinheit” der deutschen
Oberschicht in
seinem Auftreten und seiner Sprache anzunehmen.
„Niederdeutsch wurde Modesache”, wie Dahlberg es
formuliert. Dieser Faktor
erleichterte zweifelsfrei den Übergang von Wörtern aus dem MND in die
festlandskandinavischen Sprachen erheblich. Die nichtgeistliche
Oberschicht und
die Mittelschicht gebrauchten MND als ihre bevorzugte Zweitsprache, da
königliche Familie, Adel, Kaufleute und Handwerker entweder Deutsche
waren oder
enge Verbindungen mit Deutschsprachigen hatten. Otto Höfler ist der
Meinung,
dass dieser Sprachkontakt sich auf hoher Ebene fortsetzte, da das
Geschlecht
von MND Wörtern in vielen Fällen mit ihrer Entlehnung bis ins
Mittelskandinavische erhalten blieb. Obwohl die Männer der Hanse
pragmatische
Menschen waren – Kaufleute, Verwalter, Gesetzgeber, Schiffbauer,
Seemänner – waren
sie zweifelsohne nicht nur materiell besser gestellt als die
Einheimischen,
sondern auch auf intellektueller Ebene eine höhere Kultur als die
einheimische.
Im
Verlauf dieser
Entlehnungsprozesse erhielten viele skandinavische arveord
(„Erbwörter“;
Wörter aus der gemeinsamen nordischen Sprachfamilie), wie sie im
heutigen
Isländisch meist immer noch vorhanden sind, direkte Konkurrenz.
Entlehnungen
aus dem MND (lånord in der untenstehenden Tabelle)
bereicherten den
Wortschatz der festlandskandinavischen Sprachen deutlich, und Beispiele
dafür
sind Wortpaare in den heutigen Sprachen von sowohl einheimischer als
auch
entlehnter Abstammung, die mehr oder weniger synonym (und daher
Konkurrenten)
sind, zum Beispiel (norwegisches Bokmål, wenn nicht anders angegeben):
Arveord |
Lånord |
AN (aschwed.) |
Bedeutung |
ale opp |
opdra |
ala upp |
aufziehen, großziehen |
allesteds |
overalt |
allsstaðr |
überall |
andlet; anlete
(schwed.) |
ansikt |
andliti; andlite |
Antlitz, Gesicht |
bardage (arch.) |
kamp |
bardagi |
Kampf |
berg |
klippe |
bjarg |
Berg, Klippe, Fels |
besk |
bitter |
|
bitter |
bjuda (schwed.) |
befalla |
biuþa |
bieten |
borg |
slot |
borg |
Burg, Schloss |
borge |
betala (schwed.) |
borga, greiða |
zahlen, abzahlen |
bot |
vederlag |
bót |
Bußgeld, Entschädigung |
bratt |
steil;
plutselig |
brattr |
steil |
brygge |
kai |
bryggja |
Anlegebrücke, Kai |
budskap |
beskjed |
boðskapr |
Botschaft, Bescheid |
bølgje; bölja (schwed.) |
våg (arch., dial.); våg |
bylgja; (aschwed.) bylghi |
Welle,
Woge |
börja (schwed.); byrje (Nyn.) |
begynna; begynne |
(aschwed.) byria,
børia; (AN) byrja |
beginnen |
djerv |
dristig |
djarfr |
dreist, kühn |
dugelig |
flink |
duglegr |
fähig,
geschickt |
dyrd
(schwed., arch.) |
ära |
(aschwed.) dyrth |
Ehre |
eie |
besitte |
eiga |
besitzen |
ende |
slutt |
endi |
Schluss, Ende |
ende |
slutte |
enda |
schließen, enden |
fager |
skjønn, smukk |
fagr |
anmutig,
schön |
fattigdom |
armod |
fátækr- |
Armut |
ferd |
reise |
ferð |
Fahrt, Reise |
frende (arch.) |
slektning |
frændi |
Verwandter |
gagn |
fordel |
gagn |
Vorteil |
gave |
skjenk |
gjöf |
Gabe, Geschenk |
genast (schwed.) |
strax |
(aschwed.) genast |
sofort |
glad |
fro |
glaðr |
froh,
fröhlich |
gjemme |
bevare |
gøyma |
aufbewahren |
glömma (schwed.) |
förgäta |
(aschwed.) gløma |
vergessen |
grein |
fag |
grein |
Fachrichtung,
Zweig |
grein |
regnskab |
grein |
Rechenschaft,
Rechnungslegung |
gripe |
fange |
grípa |
greifen,
fangen |
gälda (schwed.) |
betala |
(aschwed.) giælda |
bezahlen |
heder |
ære |
heiðr |
Ehre |
hænde (dän.), hende (norw.) |
ske |
henda |
geschehen |
hest |
hingst |
hestr |
Pferd,
Hengst |
hird |
|
hirð |
Hof,
Gefolge |
hjelpe |
støtte |
hjálpa |
helfen,
unterstützen |
hjälpa (schwed.) |
bistå |
(aschwed.) hiælpa |
helfen,
beistehen |
hug |
sinn |
hugr |
Gesinnung |
huske |
erinde |
hugsa |
erinnern |
ild |
fyr |
eldr |
Feuer |
jorde |
begrave |
jarða |
begraben |
kjenne |
føle |
kenna |
fühlen |
kjensle |
følelse |
kensl |
Gefühl |
kjære |
klage |
kæra |
klagen |
kledning |
drakt |
klæðnaðr |
Kleidung |
kvede |
dikt |
kvæði |
Gedicht |
kvide |
angst |
kviði |
Angst,
Furcht, Schmerz |
leik |
spill |
leikr |
Spiel |
leike |
spille |
leika |
spielen |
lott |
del |
hlutr |
Teil,
Anteil |
love |
berømme |
lofa |
loben |
lønnlig |
hemmelig |
leyniligr |
heimlich |
lød |
farge |
litr |
Farbe |
makt |
vald |
máttr,
veldi |
Macht |
meget |
veldig |
mjök |
viel,
sehr |
miskunnelig |
barmhjertig |
miskunnsamr |
barmherzig, gnädig |
mista, tapa (schwed.) |
förlora |
(aschwed.) mista; tapa, tappa |
verlieren |
morgenmat |
frokost |
morgunmatr |
Frühstück, Morgenmahl |
mål; tungomål (schwed.) |
språk |
mál |
Sprache |
möta (schwed.) |
drabba |
(aschwed.) møta |
treffen |
nytte |
anvende, bruke |
nýta |
nutzen,
anwenden, brauchen |
nåde |
gunst |
náðr |
Gunst,
Gnade |
ran |
rov |
rán |
Raub |
rane |
røve, plyndre |
ræna |
rauben,
plündern |
redd |
bange |
hræddr |
ängstlich |
reddes |
frykte |
hræðast |
(be)fürchten |
redsel |
frykt |
hræðsla |
Furcht |
rolig |
stille |
rólegr |
still,
ruhig |
rope |
skrike |
hrópa |
rufen,
schreien |
røyne (Nyn.) |
erfare |
reyna |
erfahren |
røyne (Nyn.) |
forsøke, prøve |
reyna |
versuchen,
prüfen |
røynsle |
erfarenhet |
reynd |
Erfahrung |
sann |
ekte |
sannr |
wahr |
sanne |
prøve |
sanna |
prüfen, verifizieren, die Wahrheit erkennen |
sende |
skikke |
senda |
senden, schicken |
si fra |
berette |
segja frá |
berichten |
si fra |
fortelle |
segja frá |
erzählen |
si til |
underrette |
segja til |
unterrichten,
benachrichtigen, verständigen |
skifte |
dele |
skipta |
teilen |
skire |
døpe |
skíra |
taufen |
skjønne |
begripe, forstå |
skynja |
begreifen,
verstehen |
skydevåben (dän.) |
bøsse, gevær |
(AN)
skotvopn |
Schusswaffe, Büchse, Gewehr |
skytevåpen |
gevær |
skotvopn |
Schusswaffe, Gewehr |
skär (schwed.) |
klar |
? |
klar, rein |
sorg (schwed.) |
bekymmer |
(aschwed.) sorgh |
Sorge, Kummer |
spörja (schwed.) |
fråga |
(aschwed.) spyria |
fragen |
sted |
plass |
staðr |
Platz,
Ort |
strand |
kyst |
strönd |
Strand,
Küste |
strid |
krig |
stríð |
Krieg, Streit |
styrka (schwed.) |
bevisa |
(aschwed.) styrkia |
beweisen |
støe |
støtte |
stoða |
stützen |
sveinn |
knape |
sveinn |
Knappe, junger Mann |
svik |
fals |
svik |
falsch, betrügerisch |
svikte |
bedra |
svíkja |
betrügen |
syde |
koke |
sjóða |
kochen |
syssel |
len |
sýsla |
Grafschaft, Bezirk |
sømd |
æra |
? |
Ehre |
säng (schwed.) |
bädd |
(aschwed.) sæng,
siang |
Bett |
tala (schwed.) |
prata |
tala |
reden, sprechen |
tale |
snakke |
tala |
(miteinander)
reden, sprechen |
telle |
rekne |
telja |
rechnen |
dra(ge) |
trekke |
draga |
ziehen, tragen |
turve (Nyn.); tarva
(schwed.) |
behøve; behöva |
þarfa; (aschwed.)
þarva |
brauchen,
müssen |
trygge |
borge |
tryggja |
bürgen, garantieren |
useier |
nederlag |
ósigur |
Niederlage |
vedgå |
erkjenne (HD Lehnwort) |
viðganga <
ganga við |
(an)erkennen |
veide |
jage |
veiða |
jagen |
veik |
svak |
veikr |
schwach |
velde |
makt |
veldi |
Macht |
verk |
smerte |
verkr |
Schmerz |
vindöga (arch., dial.); vindue
(dän.) |
fönster |
vindauga |
Fenster |
vettug |
klok |
vitr |
klug, weise |
vorde |
bli |
verða |
werden |
vrang |
falsk |
rangr |
falsch |
vård (schwed.) |
vakt |
(aschwed.) varþer |
Wacht |
ætt |
herkomst |
ætterni |
Herkunft, Geschlecht |
ætt |
slekt |
ætt |
Geschlecht,
Familie |
|
|
|
|
In
einigen Fällen
erhielt das einheimische skandinavische Wort eine andere oder engere
Bedeutung,
so etwa im Fall von syde
„sieden", welches ursprünglich auch „kochen“
meinte, was aber von
dem MND Lehnwort koke übernommen
wurde. Das
dänische Wort lød,
ursprünglich ein allgemeiner Begriff mit der Bedeutung „Farbe” bezeichnet nun das engere
„Farbton, Schattierung, Nuance“
und wurde weitgehend durch das Lehnwort farve
„Farbe"
ersetzt (im Norwegischen bedeutet lød
immer noch
„Farbe", neben dem üblicheren farge).
In
anderen Fällen überlebte das einheimische Wort, wurde aber
marginalisiert oder
weniger gebraucht als das Lehnwort, im Norwegischen etwa im Fall des
entlehnten
trekke und des
einheimischen dra (im
Dänischen wurde drage
in fast allen Fällen durch trække
ersetzt). Das
einheimische skandinavische Wort mål,
welches
ursprünglich „Sprache” (vgl. AN mál)
bedeutete,
bezeichnet heute weitgehend das engere „Dialekt”
(vgl. aber schwedisch tungomål
„Sprache” aus altschwed. tungo
mal). Auch das einheimische schwedische Wort arvode (aus altschwed. arvoþe)
hat sich in seiner Bedeutung von „Arbeit“ zu „Entgelt, Honorar“
verringert,
vermutlich unter dem Einfluss des aus dem MND stammenden arbete. Einige weitere
Beispiele aus dem Dänischen
illustrieren die schwächere Position einiger einheimischer Wörter
gegenüber den
importierten (nahezu) synonymen Wörtern aus dem MND: Das dänische fager (vgl. Englisch „fair”)
gilt nun als
poetisch und archaisch und ist durch das bevorzugte und synonyme
Lehnwort aus
dem MND smuk ersetzt
worden (fager ist
auch im Norwegischen poetisch);
ræd wird zwar immer
noch verwendet, aber das
Lehnwort bange aus
dem MND ist definitiv
gebräuchlicher (im Norwegischen gilt jedoch das Gegenteil); brat („steil, plötzlich“)
wird ebenfalls verwendet, aber
beide Bedeutungen des Wortes werden von den gebräuchlicheren MND
Lehnwörtern stejl für
„steil“ und pludselig
für „plötzlich" abgedeckt. Leika
„spielen”
wurde durch spille (<
MND spelen)
ersetzt, wenn es um das Spielen von Musik
oder Theater geht.
Meistens
aber
verschwand das altnordische Wort einfach aus dem Sprachgebrauch des
Festlandskandinavischen, und Lehnwörter aus dem MND (von denen einige
als nicht
notwendig angesehen werden können) ersetzten diese. Dahlberg bemerkt in
diesem
Zusammenhang zutreffend:
„Auf diese Weise sind leider viele einheimische, gut brauchbare Wörter verlorengegangen.” (S.196)
In den Festlandsprachen wurde das
einheimische vorde
(altdänisch warthæ,
altschwedisch varþa,
vgl. AN verða,
Deutsch werden) von der aus dem MND
stammenden Form bli(ve)/bliva verdrängt (wobei
vorde in poetischem
und biblischem
Sprachgebrauch überlebt hat). Im Dänischen verdrängten die entlehnten
Formen arbejde
„arbeiten" und men
„aber" das altdänische ærvæthæ
„arbeiten"
(vgl. AN erfiði)
und æn
„und, aber" (vgl. AN en)
sowie den
Gebrauch von uden/utan
„außer”. Das ältere dänische Wort børje
(vgl. schwedisch
börja (welches in
dieser Sprache immer noch die
bevorzugte Wahl ist), Nynorsk byrje)
verlor nach
und nach den Kampf gegen das entlehnte begynde,
während
dem älteren anlæte
„Antlitz, Gesicht” gegen ansigt
das gleiche Schicksal widerfuhr
(anlete
existiert im
Schwedischen neben ansikte
jedoch immer noch). Gleichermaßen
wurde øbe/öpa „schreien,
rufen" durch råbe/ropa
(ein nordisches Wort, dessen Bedeutung durch das verwandte MND Wort ropen beeinflusst wurde)
und den MND Import skrige ersetzt;
das ältere røne
„versuchen” fiel prøve
zum Opfer (vgl. aber
norwegisch røyne),
und genest
wurde zu dem MND Import straks (genast exisitiert
im Schwedischen jedoch immer noch neben
strax).
Das ältere schwedische Wort má
wurde zu måste,
das
skandinavische ván
„Hoffnung”
wurde durch das MND hope
(dänisch håb,
schwedisch hopp)
ersetzt, genau wie vónast
durch hopast,
frjáls
durch
fri, everðeligr
durch evig
und samþykkiliga
durch endrægteliga,
während verbreitete
Bewegungsverben wie ganga und
standa den Kampf gegen die MND
Formen gân und stân verloren,
woraus die heutigen Formen gå
und stå entstanden.
Außerdem fiel þarf
dem Wort behóf
„Bedarf” anheim, gøyma
und varðveita
wurden zu bevara
„(auf)bewahren”, sanna
und prófa zu bevisa „beweisen”, skipta
zu býta
„tauschen, ändern”, lutr
zu deil „Teil”,
vitr zu klókr
„klug, weise”, giäf
(altschwed.) zu gava,
máttr und veldi zu makt „Macht”,
háttr zu máti
„Brauchtum, Sitte”, hyggja
und ætla zu meina „meinen,
beabsichtigen”, ætla zu akta (MND achten), kenna „lehren”
und nema
„lernen” zu læra
„lernen; lehren” (MND lêren);
kenna verlor (in
Dänemark) seine Bedeutung „fühlen” an
følæ (MND vôlen),
løyfi wurde zu orlof
„Urlaub”, stríð
zu krig
„Krieg, Streit”, ætt
zu slekt
„Geschlecht, Abstammung, Familie”, hyggia,
ætla und hugsa zu þenkia „denken”.
Im Dänischen können darüber hinaus die Verdrängung von neita
durch das aus dem MND stammende nægte,
nytja durch bruge, rædd durch bange und reyna (altdän. rønæ)
durch forsøge bemerkt
werden. Gesellschaftliche
Veränderungen führten dazu, dass Wörter wie bygd,
træl, kone und rise im Dänischen überholt
wurden; allerdings sind sie
im modernen Sprachgebrauch teilweise dank des norwegischen Einflusses
wiederbelebt worden. Peter Skautrup merkt einige andere Beispiele von
Wörtern
an, die im Dänischen in der frühen Neuzeit (1350-1500) verloren
gegangen sind: bukser
„Hose” ersetzte brog,
dog „doch, jedoch”
ersetzte tho, straks „sofort” ersetzte
thegær und sådan „so,
solch” ersetzte slig.
Gibt
es noch die
Wahl zwischen zwei Formen, wird dem niederdeutschen Lehnwort
normalerweise der
Vorzug gegeben. Einige ansonsten obsolete nordische Formen haben jedoch
überlebt
und werden bevorzugt im norwegischen Nynorsk verwendet. Hierzu gibt es zu viele Beispiele, um
sie alle an dieser
Stelle darzustellen.
Nach
dem MND
Vorbild wurde im Schwedisch des späten Mittelalters der k-Laut in der geschriebenen Sprache
als ch
wiedergegeben, was noch an och „und”,
vgl. dänisch og, gesehen
werden kann. Im Dänischen des gleichen Zeitraums wurde [sk] sch- geschrieben, z. B. Schanning „Skåne”.
In
einigen Fällen
wurden Wörter auf unterschiedliche Art entlehnt oder verliehen ihren
jeweiligen
Aufnahmesprachen unterschiedliche Impulse. So entlehnte das Dänische
beispielsweise das MND merschûm
„Meerschaum” als
merskum, während
Schwedisch es als sjöskum lehn-übersetzte.
Gleichermaßen entlehnte
Dänisch das MND schadenfroh
(vgl. Deutsch) als skadefro,
während Schwedisch es als skadeglad
lehn-übersetzte. In anderen Fällen entlehnte
eine Sprache ein Wort, welches niemals in eine andere Sprache
aufgenommen
wurde. Das klassische Beispiel ist das schwedische Wort fönster „Fenster”, während
im Dänischen das nordische Wort vindue
verwendet wird. Andere bekannte Beispiele
sind das schwedische Wort bädd
gegenüber dem
dänischen seng,
das schwedische börja
gegenüber dem dänischen begynde,
das schwedische fråga
gegenüber dem dänischen spørge,
das schwedische förgäta
gegenüber dem dänischen glemme,
das schwedische ficka gegenüber
dem dänischen lomme,
das dänische føle
gegenüber
dem schwedischen känna,
das schwedische hustru
gegenüber dem dänischen kone,
das schwedische rita
gegenüber
dem dänischen tegne,
das schwedische skicka
gegenüber dem dänischen sende,
und das schwedische äta
gegenüber
dem dänischen spise.
Weitere Beispiele finden
sich in der untenstehenden Tabelle:
aus
dem MND stammendes Wort |
einheimisches
nordisches Äquivalent |
Bedeutung |
Schwedisch |
Dänisch |
|
anspråk |
krav, fordring |
Forderung |
belåten |
mæt |
satt |
bittida |
tidlig |
zeitig |
bädd |
seng |
Bett |
drabba |
træffe |
(be)treffen, widerfahren |
ficka |
lomme |
Tasche |
flod |
elv |
Fluss |
fort |
rask, hurtigt |
schnell |
fråga |
spørge |
fragen |
fönster |
vindue |
Fenster |
förgäta |
glemme |
vergessen |
förlora |
miste, tabe |
verlieren |
förlust |
tab |
Verlust |
förstöra |
ødelægge |
verwüsten |
hustru |
kone |
Ehefrau |
hyra |
leje |
leihen, mieten |
inrymma |
inholde |
beinhalten |
lärjunge |
lærling |
Lehrling |
ort |
sted |
Platz, Ort |
rita |
tegne |
zeichnen |
skicka |
sende |
senden, schicken |
stad |
by |
Stadt |
tillhopa |
helt,
helt og aldeles |
(ins)gesamt |
umbära |
undvære |
entbehren, auf etwas verzichten |
upprepa |
gentage |
wiederholen |
uppsåt |
forsæt
(auch
aus dem MND) |
Absicht |
även |
også, ligeledes |
auch |
*** |
*** |
*** |
Dänisch |
Schwedisch |
|
altid |
jämt |
immer |
bange |
rädd |
ängstlich |
begynde |
börje |
beginnen |
forfærdelig |
hemsk |
schrecklich |
forkert |
orätt, vrång |
falsch, verkehrt |
forlade |
lämna |
verlassen |
fornøden |
--- |
nötig |
forskel |
skillnad |
Unterschied |
føle |
känna |
fühlen, kennen, empfinden |
hvordan |
hur |
wie |
kundskab |
kännedom |
Kenntnis,
Wissen |
men |
utan |
aber |
måske |
kanske, kanhända
(ske und hända stammen auch aus dem
MND) |
vielleicht |
nøle |
tveka |
zögern |
omtrent |
omkring |
etwa, herum |
rejse
(køre „Auto fahren“ ist jedoch nordisch) |
åka |
reisen, fahren |
slem |
elak |
schlimm, böse |
smuk |
fager, vacker |
anmutig, schön |
spise |
äta |
essen, speisen |
straks |
genast |
sofort |
sådan |
dylik |
so, solch, so ähnlich |
tænke |
tycka |
denken |
undertiden |
ibland, stundom |
manchmal |
undervejs |
--- |
unterwegs |
undskylde |
ursäkta |
entschuldigen |
årsag |
skäl
(orsak existiert auch im
Schwedischen) |
Ursache |
Der
durchschnittliche Sprecher in Bergen, Oslo, Kopenhagen oder Stockholm
konnte
nicht anders, als genug mittelniederdeutsch zu lernen und seine eigene
gesprochene und geschriebene Sprache mit MND Elementen anzureichern.
Die
deutschen Siedler genossen den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Vorteil,
und es war für die Einheimischen selbstverständlich, eine Art Mischsprache
zu gebrauchen. Die norddeutschen Siedler siedelten sich nicht nur in
den wirtschaftlichen
Zentren, sondern in allen norwegischen Städten an, und ihr höherer
gesellschaftlicher Status bedeutete, dass sie nicht die komplexe
nordische
Sprache lernen mussten.
Diese
Ansiedlung
führte zu einer starken Erweiterung des Vokabulars für alltägliche
Dinge und
abstraktere Begriffe, und die sich entwickelnden städtischen Dialekte
waren
stark von niederdeutschen Entlehnungen geprägt. Der Einfluss des
Mittelniederdeutschen auf die spätere Entwicklung der skandinavischen
Sprachen
wird treffend von dem norwegischen Nordisten Didrik Arup Seip in dem
folgenden
Kommentar beschrieben:
"Two Norwegians cannot in our day carry on
a conversation of 2-3 minutes without using Low German loanwords...of
course
without knowing that they are doing so."
Diese
Bemerkung
trifft in gleichem Maße auf Schwedisch und vielleicht sogar noch
starker auf
Dänisch zu.
Wie
zu erwarten,
kann davon ausgegangen werden, dass Dänemark aufgrund der
geographischen Nähe
und engeren politischen und wirtschaftlichen Beziehungen die meisten
dieser
Begriffe zuerst entlehnt hat. Jedenfalls ist es sehr unwahrscheinlich,
dass es
viele Begriffe später als Schweden erhalten hat. Wahrscheinlich wurden
nicht
wenige dieser entlehnten Begriffe eher vom Dänischen ins Schwedische
und
Norwegische übertragen, als dass MND selbst die Gebersprache war. Es
gibt
allerdings nur wenige Fälle, für die durch sprachwissenschaftliche
Methoden nachgewiesen
werden kann, dass MND Wörter über das
Dänische ins Schwedische kamen. Der typischste Danizismus in der
Phonologie –
die Abschwächung der Plosive k, p
und t am Wortanfang –
hat im Schwedischen nur geringe Spuren hinterlassen (man schließt
daraus, dass
die Übertragung ins Schwedische überwältigend direkt war). Sowohl
Schwedisch
als auch Dänisch öffneten im Norwegischen die Tür für MND Wörter, und
diese
Sprachen hatten bereits viele Wörter, vor allem in der Schriftsprache,
entlehnt. Da alle drei festlandskandinavischen Sprachen überwiegend die
gleichen MND Wörter und wortbildenden Elemente aufnahmen, rückten diese
drei
Sprachen in vieler Hinsicht näher zusammen.
Laut
einiger
schwedischer Sprachwissenschaftler stammen bis zu 75 % des heutigen
schwedischen Wortschatzes aus dem MND oder von durch MND vermittelten
Wörtern
ab. (Diese Zahl ist jedoch absurd – der eigentliche Anteil dürfte weit
niedriger, wahrscheinlich 25-30 % sein). Die meisten dieser Wörter
kamen zwischen
dem 12. und 14. Jahrhundert in den altschwedischen
Wortschatz. Es ist in der Tat schwierig, zu einer verlässlichen Zahl zu
gelangen, aber zweifelsohne gehören Entlehnungen aus dem MND, durch MND
Entlehnungen inspirierte Wörter oder aus ursprünglich MND Elementen
gebildete Wörter
heute zu den üblichsten Wörtern dieser Sprache.
In
vielen Fällen bezeichneten
die Entlehnungen neue Konzepte, etwa borgmeistari
und radman
– diese Einrichtungen hatte es in
Skandinavien zuvor nicht gegeben. Neue Berufe oder Ämter wurden
importiert,
welche den Namen des Besitzers oder des Handelnden trugen, z. B. skómakari, bartskærer,
bøssemager,
maler,
pladeslager,
mægler,
portner,
tolk.
Sogar das Wort handel
selbst ist MND Ursprungs. Darüber
hinaus brachten die niederdeutschen Seeleute und Händler in
Zusammenhang mit
ihren bemerkenswerten Fähigkeiten in der Seefahrt Lehnwörter wie galei, jakt, kogge, mers und
mast.
Einige
MND Wörter
wurden auch eingeführt, um negative oder zerstörerische Elemente der
Gesellschaft zu bezeichnen, z. B. skalkar
„Gauner,
Schurke, Lump”, rövare „Räuber,
Dieb” und bödel „Henker”.
Zur
Bezeichnung
von Tieren gab es ebenso neue Wörter, wie etwa bæver „Bieber“,
falk „Falke”, flädermus (schwed.)
„Fledermaus”, hingst „Hengst”,
kamel, lærke „Lerche”, løve „Löwe”, näktergal
(schwed.) „Nachtigall”, panter,
rotte „Ratte”, sköldpadda
„Schildkröte”, vagtel
„Wachtel”. Diese Wörter
machten die einheimischen Bezeichnungen – falls vorhanden – obsolet.
Schwedisch
führte
die meisten Entlehnungen nach 1350 ein, wie etwa die alltäglichen
Begriffe bädd, frukost, rock, språk, släkt, fri, from, klar, klen, smal, arbeta, bliva, bruka, lära, smaka, sådan. Andere
Entlehnungen aus dem MND sind falskhet
(valschheit), frihet (vrîheit) und ärlighet
(êrlikheit). An
Beispielen für Wörter, die auf
dänischem oder schwedischem Boden entstanden, aber mit MND Elementen
gebildet
wurden, können Wörter wie benægte,
begagna, benägen, forfremme, forsinke, förbrylla, undeselig und
undvære (ins
Schwedische als umbära entlehnt)
genannt werden.
Viele
verbreitete
Alltagswörter, die heute den Grundwortschatz eines Sprechers der
modernen
skandinavischen Sprachen ausmachen, wurden während der Herrschaft der
Hanse
eingeführt, als MND die Sprache von gesellschaftlichem Ansehen und
Prestige war,
etwa Substantive wie arbete
„Arbeit” bevis
„Beweis”, bukse „Hose”,
fel „Fehler” förstånd
„Verstand”, kopp „Tasse,
Becher”, papir „Papier”, skrin „Schrein,
Schachtel”, støvler „Stiefel”,
tröja „Sweater,
Pullover”, tvivel
„Zweifel”, vilkor
„Bedingung”; Verben wie bevisa
„beweisen”, forklare
„erklären”, forlike „versöhnen”,
mene „meinen”, prøve „prüfen”
und skaffe „beschaffen”;
Adjektive wie falsk „falsch”,
fin „fein”,
främmande „fremd”, färdig
„fertig”, klok
„klug”, möjlig
„möglich” svag
„schwach”; Adverbien wie altid „allzeit,
immer”, bittida
„beizeiten, zeitig”, blott
„nur, bloß”, ganske „ganz,
ziemlich”, straks
„sofort” und även
„auch”; und Konjunktionen
wie jo „doch” und men „aber”.
Einige übliche Ausdrücke, die aus dem MND in die
festlandskandinavischen
Sprachen kamen, sind die folgenden: dit
og dat „dies
und das” (dit un dat),
få
i sigte „sichten” (sichte),
göra klart „fertig
machen, vorbereiten”, klappet
og klart „fix und fertig” (klapp
un klar), med rätta
„mit Recht” und till godo
„zu Gute”, til rette
„zurecht” (to
rechte). Es ist ebenfalls bemerkenswert, dass der Plural
des
schwedischen Worts stad
„Stadt” städer ist,
was aus dem Einfluss des MND herrührt (auf
altschwedisch wäre es stathir).
Eine Worthäufigkeitsstudie der 6.000 gebräuchlichsten schwedischen Wörter von Martin Gellerstam zeigt, das 24,1 % dieser Wörter aus dem Deutschen abstammen, und für 30,3 % der Wörter Deutsch das Entlehnungsmittel darstellt. Trotzdem erscheinen dem heutigen Sprecher einer skandinavischen Sprache das hoch- und niederdeutsche Element in seiner Sprache, als ob es von den Ursprüngen der Sprache an dagewesen sei. Gellerstam bemerkt:
“Vem tycker idag att de lågtyska lånen språk, arbete, lära, fråga är något annat än gamla hederliga svenska ord?”.
Dierecks
und
Braunmüller argumentieren mit einem Zitat von Moberg, wie einfach es
für Wörter
aus dem MND war, in das Schwedische zu gelangen und schnell angenommen
zu
werden:
„Die Anpassung der mittelniederdeutschen Lehnwörter an das altschwedische Flexionssystem konnte im allgemeinen ohne größere Schwierigkeiten geschehen. Aufgrund der ähnlichen Struktur und oft verwandten Wortbildungsmuster konnten viele Substantive, Adjektive und Verben relativ einfach an entsprechende einheimische Wortgruppen anschließen.” (S.23)
Ein anderer beachtenswerter Punkt
ist, wie die
gemeinsamen Entlehnungen in die nordischen Sprachen dazu führte, dass
alle drei
Sprachen sich einander im Hinblick auf den Wortschatz annäherten, was
zweifelsohne die Kommunikation zwischen den Sprechern verschiedener
skandinavischer Sprachen erleichterte und dies auch heute immer noch
tut.
Erst zum Ende des Mittelalters
nahmen die modernen
skandinavischen Sprachen Form an, und genau während und bis zum Ende
der Periode
des MND Einflusses entstanden die modernen skandinavischen Sprachen,
wie wir
sie heute kennen. MND hatte viel mit der Modernisierung der
skandinavischen
Sprachen und ihrer heutigen Form zu tun. Marquardsen sagt über das
Dänische:
„Diese moderne Form, die
sich während der
zweiten Hälfte des 14. und im 15. Jahrhundert herausbildete, weicht so
wesentlich von der Sprache der vorhergehenden Periode ab, dass
innerhalb des
Zeitraums von 1350-1500 eine durchgreifende Veränderung der Dänischen
Sprache
zu konstatieren ist.” (S. 405-406).
Entlehnte
Affixe
Aus
dem Deutschen
stammende Präfixe und Suffixe spielen eine bedeutende Rolle in den
heutigen
skandinavischen Sprachen.
Sprecher
der
skandinavischen Sprachen waren geschickt darin, mittelniederdeutsche
Formen in
ihre eigenen Phonologie- und Flexionssysteme zu integrieren, und viele
aus dem Mittelniederdeutschen
entlehnte Affixe wurden später auf skandinavischem Boden wortbildend
für
einheimische skandinavische Wörter. Mittelniedersächsisch und
Mittelniederländisch hatten somit Einfluss auf morphologischer wie
lexikalischer Ebene. In der Tat betont die Entlehnung und der
produktive
Gebrauch dieser wortbildenden Elemente, welchen außerordentlichen
Einfluss MND
auf die festlandskandinavischen Sprachen ausübte (es muss jedoch gesagt
werden,
dass die Sprache bereits vor dem Kontakt mit MND im Prozess der
Simplifizierung
begriffen war – dieser Sprachkontakt beschleunigte und intensivierte
jedoch
diesen Wandel). Die einheimischen abstrakten Suffixe
-dom, -inge und –skap, die
Nord- und Westgermanisch gemeinsam hatten, wurden wiederbelebt, und der
Wortschatz durch zahlreiche auf -schap,
-inge, -en(t) und -nisse endende
Entlehnungen aus dem MND bereichert. Diese Suffixe fungierten wiederum
als
wortbildende Elemente in den Aufnahmesprachen (wobei -nisse
im Skandinavischen zu -else
wurde), z. B. broderskap,
betalning, bedrövelse. Darüber hinaus
waren die im 14. Jahrhundert
auftretenden Elemente -hed/-het, -inde/-inne und -ske/-ska besser zur Bildung
neuer Wörter geeignet als die
einheimischen Affixe, von denen einige durch Synkope und die Reduktion
unbetonter Silben geschwächt wurden, was bedeutete, dass es unter den
einheimischen skandinavischen Elementen weniger wortbildende Optionen
gab. Die eingeführten
Elemente erfüllten damit einen Bedarf. Das Suffix -hed
wird im Dänischen im 15. Jahrhundert zu einem weitverbreiteten Suffix.
Das
einheimische verstärkende Präfix for-/för- wurde durch das MND vor-
(und später durch Hochdeutsch) wiederbelebt – es gibt Heerscharen
neuer, aus
einheimischen skandinavischen Quellen mit diesem Präfix geprägter
Wörter, etwa forarbejde
„verarbeiten”, forbedret
„verbessert”, fortabe
„verlieren”, forskyde
„verschieben, versetzen”, forøde
„veröden”, forglemme
„vergessen” (adän. forglømæ
basiert auf MND vorgeten),
forbryde
„verbrechen”
(adän. forbrytæ
basiert auf MND vorbrêken).
MND -ent wird im Schwedischen immer noch produktiv
gebraucht und bildet Substantive,
die auf -ende und –ande enden,
z. B. letande
„Suche”, vetande
„Wissen”. Die Adjektivsuffixe -agtig/-aktig (gleichbedeutend mit
HD -haftig), -bar,
-dan, -vortes/-vörtes wurden
nach 1400 entlehnt. Das einheimische Suffix -sk wurde
nach MND Vorbild zu –isk,
während -ugh sich
in -ig (siehe
unten) änderte.
Kurt Braunmüller bemerkt, dass die
Entlehnung
wortbildender Elemente aus dem MND die Natur der skandinavischen
Sprachen
änderte, sie in ihrem Charakter weniger nordisch machte und näher an
das
Westgermanische brachte:
„Ein Ergebnis dieses intensiven Sprachkontakts war – wie gezeigt – z.B. die typologische Annäherung des Skandinavischen an das Mnd./Westgermanische auf den Gebieten der Morphologie und besonders der Wortbildung.” (S.159).
H.
Bach macht die
interessante Beobachtung, dass diese entlehnten Affixe sowohl mit
entlehnten
als auch einheimischen lexikalischen Elementen so produktiv verwendet
wurden,
dass die skandinavischen Sprachen im Lauf der Zeit eine große Anzahl
Wörter
entwickelten, die heute direkte Parallelen mit dem modernen Hochdeutsch haben, welches die gleichen
Wörter unabhängig davon mit den gleichen Affixen und dem gleichen
lexikalischen
Material gebildet hatte. Es gibt zu viele Beispiele, um sie hier alle
einzeln
darzustellen, einige Beispiele jedoch sollten ausreichen, diesen Punkt
zu
belegen: forandring
<> Veränderung,
forfalske
<> verfälschen, fordragelig
<> verträglich, indgang <> Eingang,
udgang
<> Ausgang, udsætte <> aussetzen,
opgang
<> Aufgang, overenstemmende
<> übereinstimmend, medarbejder
<> Mitarbeiter, modstand <> Widerstand,
tilflugt
<> Zuflucht, tilstand <> Zustand,
tillade
<> zulassen, undergang <> Untergang,
understøtte
<> unterstützen.
Im
Folgenden
findet sich eine Liste der hauptsächlichen Entlehnungen von Affixen,
illustriert mit Beispielen aus allen drei modernen skandinavischen
Sprachen:
Nordisches Affix |
Affix (MNS) |
Heutige Beispiele |
Bedeutung |
an- (spätes 14. Jh.) |
an- |
anbefale, anklage, angrepp |
empfehlen,
anklagen, angreifen |
be- (seit 1350) |
be-, bi- |
bidrage, behandle, betænke, beslut |
beitragen,
behandeln, bedenken, Beschluss |
bi- (schwed.) |
bi- |
bifalla, bistå |
zustimmen, beistehen |
fore- |
vor- |
forekomst, foretrække,
foredrag |
Vorkommen,
Vortrag |
för- (schwed.) |
vor- |
försiktig, fördöma |
vorsichtig,
verdammen |
om- |
um- |
omgive, omstendighet, omkreds |
umgeben,
Umstand, Umkreis |
over- |
over- |
overbevise, overhøre, oversætte |
überzeugen,
verhören, übersetzen |
över- (schwed.) |
over- |
övermod, översätta |
Übermut,
übersetzen |
un-/und- (seit ca. 1400) |
unt- |
undgå, undskylde, unnvære |
entgehen,
entschuldigen, entbehren |
-aktig (schwed.
nach 1450, norw.); |
-achtich |
varaktig, karlaktig, lögnaktig, dåraktig, småaktig, byagtig, livagtig, nøjagtig |
dauernd, männlich, verlogen,
dumm/albern, kleinlich, städtisch, lebhaft/lebendig, genau |
-ande
(ca. 1400 in schwed.),
-ende
(dän., norw.) |
-ent |
inflytande, forehavende, udseende |
Einfluss, Vorhaben, Aussehen |
-bar (16.
Jh. in schwed.) |
-bâr |
brukbar, frugtbar, kostbar, holdbar, strafbar, stridbar, åbenbar |
brauchbar, fruchtbar, kostbar, haltbar, strafbar,
streitbar, offenbar |
-dan (dän.) |
-dân(ne) |
sådan, ligesådan,
hvordan, ligedan |
so,
genauso, wie, ähnlich |
-else (viele
urspr. in –nisse) |
-sel |
skapelse, overdrivelse,
spøgelse |
Schöpfung,
Übertreibung, Spuk |
-are
(schwed.), -er
(dän., norw.) |
-êre |
borgare, jägare, bæger, maler,
lærer |
Bürger, Jäger, Becher, Maler, Lehrer |
-eri
(vor 1400 in dän.) |
-erîe |
fiskeri, bedrageri, tyveri, skriveri,
slagteri |
Fischerei, Betrügerei, Diebstahl, Schreiben,
Schlachterei |
-(er)ska (schwed.) -ske
(dän.) (vor 1400) |
-ersche |
tvätterska, studentska, syerske,
husholderske |
Waschfrau, Studentin, Schneiderin, Haushälterin |
-het (schwed.
vor 1375; norw.), |
-heit, -hêt |
nyhed, storhet, flertydighet, rigtighed |
Neuheit, Größe, Vieldeutigkeit, Richtigkeit |
-häftig
(schwed. nach 1450),
-heftig (norw.) -haftig
(dän.) |
-heftich |
mandhaftig, standhaftig |
mannhaft, standhaft |
-inna (schwed.)
|
-inne, -in |
furstinna, hertuginde, grevinde, gudinna |
Fürstin,
Herzogin, Gräfin, Göttin |
-isk (entlehnt oder beeinflusst) |
-isch |
høvisk, upprorisk, jordisk |
höfisch,
aufrührerisch, weltlich |
-liken -ligen (schwed.) |
-liken |
troligen, skäligen,
|
wahrscheinlich,
vernünftig |
-mager
(dän.) -maker
(norw.) -makare (schwed.) |
-maker |
hattemager, skomager, urmaker |
Hutmacher,
Schuhmacher, Uhrmacher |
-näre
(schwed.), -ner
(dän., norw.) |
-(e)nêre |
kunstner, gartner, väpnare |
Künstler, Gärtner, Waffner |
-skap (schwed., norw.) |
-schap |
vennskap, landskab, ekteskap, borgerskab |
Freundschaft,
Landschaft, Ehe, Bürgerschaft |
-slager (dän.) |
-släger |
blikkenslager,
plattenslager |
Klempner,
Hochstapler |
Nicht alle dieser Affixe sind in den heutigen Sprachen noch produktiv. Einige wie an-, be-/bi-, fore-/för-, -ska und und-/unn- fingieren nicht länger als wortbildende Elemente, während om- und over-/över- aktiv gebraucht werden. Die folgenden Suffixe, welche Adjektive, Nomen Agentis und abstrakte Substantive bildeten, sind immer noch in sehr produktiver Verwendung: -aktig/-agtig, -bar (auch durch HD Einfluss), -else, -er, -hed/-het, -ig/-lig. Produktive Adjektivendungen waren damals -et, -sk, -som (agtsom, arbejdsom, beslutsom) und -vorn (drillevorn, sladdervorn, slingrevorn). Die meisten dieser Suffixe konnten sowohl mit einheimischen als auch importierten Wörtern gebraucht werden. –else etwa wird viel mit einheimisch skandinavischem Wortmaterial gebraucht. Die altskandinavischen Sprachen besaßen relativ wenig wortbildende Elemente für abstrakte Begriffe, während MND diese Elemente im Übermaß bot.
Niels
Åge
Nielsen’s Dansk Etymologisk Ordbog (3. Ausgabe
1976) enthielt nicht
weniger als 283 Wörter mit dem aus dem MND stammenden Präfix be-. Ein großes dänisches
Wörterbuch dürfte wohl noch
mehr enthalten.
Obwohl -ing produktiv und in den altskandinavischen Dialekten einheimisch war, wurde dieses substantivbildende Suffix durch den Einfluss des MND, in welchem dieses Suffix sehr produktiv verwendet wurde, in Gebrauch und Umfang stark erweitert (es ist in den westgermanischen Sprachen ebenso einheimisch, vgl. engl. -ing, niederl. -ing, deutsch -ung). Da -ing im Altschwedischen (Dänischen, Nordischen) ein direktes einheimisches Äquivalent hatte, konnte es problemlos in Wörter entlehnt werden oder neue Wörter bilden. Im Schwedischen und Norwegischen (insbesondere Nynorsk) ist -ing durch die Variante –ning ersetzt worden. Dieses Element bezeichnet häufig eine Tätigkeit oder Person.
Ein
anderes substantivbildendes
Suffix, -nisse
(vgl. engl. -ness, dt.
-nis) wurde nicht so ohne weiteres angenommen. Wie in obiger
Tabelle
beschrieben, verwandelte es sich in den heutigen skandinavischen
Sprachen in –else.
Dies kam durch die Assoziierung mit einer
kleinen Gruppe von Wörtern, welche ursprünglich diese Endung aufwiesen
(z. B. altdänisch
døpælsæ aus
altsächsisch dopilsi).
So wurde das MND vengenisse
zu fängelse „Gefängnis”,
begencnisse zu begängelse „Bestattung”, bedrovenisse zu bedrøvelse „Traurigkeit”
und schickenisse
zu skickelse
„Schicksal”. Ursprünglich nur in Lehnwörtern auftretend,
wurde es später
produktiv bei der Bildung neuer Zusammensetzungen aus einheimischen
dänischen
Wörtern, z. B. hændelse „Veranstaltung,
Ereignis”,
styrelse „Steuerung”,
lignelse
„Gleichheit”, tilhørelse
„Zugehörigkeit”, skikkelse
„Abbildung”, velsignelse
„Segen”, fristelse
„Versuchung” usw. Dieses
Suffix wurde in den skandinavischen Sprachen weitaus positiver
verwendet als
das korrespondierende Element -ilsi
im
Deutschen. Jedoch ist den norwegischen Sprachwissenschaftlern Didrik
Arup Seip und
Olav Næs zufolge die Endung in -else
einheimisch
und kann bereits 1150 in Südostnorwegen nachgewiesen werden; dies
bedeutet,
dass es bereits vorher gebraucht wurde, um MND Wörter zu „zähmen“.
Allerdings
sind Seip und Næs mit ihrer Überzeugung in der Minderheit.
Das
Präfix be- trat im
Norwegischen zuerst im Jahr 1376 auf (behalda) – bytala
war im Schwedischen bereits ab 1370 bekannt. Bitala
erschien im Norwegischen vor 1400 und setzte sich gegenüber den
einheimischen
Begriffen gjalda,
greiða
und reiða durch.
Das
Präfix und- war
mit dem AN undan
verwandt, was bedeutete, dass Lehnwörter wie undfly
durch das einheimische fly
undan unterstützt
wurden.
Das
Suffix -heit wird
im Norwegischen schon 1353 angetroffen. Im
Dänischen und Schwedischen wurde es bereits produktiv für die Bildung
abstrakter Begriffe gebraucht (z. B. falskhet,
frihet, ärlighet, gudelighed, vanvittighed, retighed, vitterlighed, barmhjertighed, wobei wârheit und swârheit die Muster für sandhed und tunghed abgaben), und im
Norwegischen wurde es zum
produktivsten Suffix für die Substantivierung von Adjektiven, so dass
es für
die Wissenschaft oft schwierig ist, zu entscheiden, ob ein Wort
entlehnt oder
auf Heimatboden gebildet wurde. So könnte beispielsweise das
mitteldänische
Wort witscap
„Wissen” eine einheimische
Wortbildung sein, da die Elemente wit
+ -skap beide in
der Sprache vorhanden waren. Trotzdem
gilt die Auffassung, dass dieses Wort in seiner Gänze dem MND witscap entlehnt wurde.
Das Element -hed
konkurrierte mit den einheimischen -lek
und -ned und
verdrängte diese schließlich so gut wie vollständig aus dem Dänischen (-nad ist im Schwedischen und
Norwegischen jedoch immer
noch recht verbreitet).
Die
Suffixe -dom und -skap sind
selten, werden jedoch in einigen wenigen Wörtern angetroffen, wie vennskap, borgerskap, hedendom, trældom.
Die
Affixe ge- und er- erschienen
spät (um 1550 bzw. im späten 16. Jh.) und eher aufgrund des
hochdeutschen als
des niederdeutschen Einflusses.
Im 15. Jahrhundert erschien -eri im Norwegischen und
wurde für eine Reihe von
Berufsbezeichnungen und geschäftlichen Einrichtungen verwendet (es
bezeichnete
also eine Tätigkeit oder den Ort einer Tätigkeit), etwa skriveri; darüber hinaus
wurde es zur Bildung von Wörtern mit
derogativer Bedeutung wie ketteri,
røveri, svineri, tiggeri, snobberi gebraucht.
Im Dänischen und Schwedischen wird es auch heute noch produktiv
verwendet (z. B.
avguderi
„Heidentum”, baktalari
„Verleumdung, üble Nachrede”). Ein weiteres wichtiges Suffix erscheint
bei
Substantiven, die in -er
enden und einen „Täter“
bezeichnen, z. B. borger,
lærer.
Andere
verbreitete Affixe werden in untenstehender Liste aufgeführt. Es sollte
auch
der MND Einfluss auf den Gebrauch des einheimischen Adjektiv- und
Adverbsuffixes
-lig (-ig)
erwähnt werden. Obwohl dieses Element allen germanischen Sprachen
gemein ist (vgl.
AN -ligr, -legr, AE -lîc,
AHD -lîh, Got. -leiks,
adän. -likær, aschwed. -lîker),
kann seine gegenwärtige Beliebtheit
und verbreiteter Gebrauch für die Wortbildung zu einem großen Teil dem
MND
Einfluss durch das Suffix -lîk
zugeschrieben
werden. Niels Åge Nielsen (siehe Literaturliste) bemerkt in seinem Dansk
Etymologisk Ordbog:
"De
Nord.
adj. (og adv.) på -lig er for en
stor dels vedkommende lånt fra el. påvirket af de modsv. former mnty. -lîk,
nty. -lik,
ty. -lich."
(S.261; er
führt daraufhin
eine Liste von Beispielen einheimischer Wörter, die auf -lig enden, und
solcher, die aus dem MND entlehnt
oder von ihm beeinflusst wurden, an.) In der Tat verschwand das
substantivierende Suffix -leikr
fast
vollständig aus dem Dänischen und fiel mit der Adjektivendung -lig zusammen (vgl. aber.
norw. kjærleik,
schwedisch kärlek).
Ähnliche
Beobachtungen zu -ig
im Schwedischen
macht Bertil Molde (siehe untenstehende Literaturliste):
"Att -ig dominerar som avledningselement för adjektivbildning (blodig, stenig) beror också i hög grad på inflytande från lågtyskan." (p.78)
Der
Einfluss des
MND Adjektivsuffixes -ich
veränderte die Endung
-ogh
einheimischer Substantive zu -ig
(eine leichte Veränderung); Wörter mit der
Endung -ig wurden
daraufhin aktiviert und wurden dank des MND Einflusses produktiv.
Direkte
Entlehnungen hingegen sind etwa das mittelschwedische ävigh „ewig”, pliktligh
„verpflichtet” und värdigh
„würdig, wert” aus
dem MND êwich, pliktigh
und werdich.
Formen,
die auf
das einheimisch schwedische Adjektivsuffix -ug
enden
kommen jedoch noch in einigen nordschwedischen Dialekten vor, z. B. nyttug „nützlich”, stenug „steinig”,
tokug „dumm,
doof”.
Die
Verkleinerungsformen -ken, -ke und -lín (vgl. deutsch
-chen, -lein) gibt es in der
Regel nur als direkte Entlehnungen
aus dem MND, z. B. frøken „Fräulein”,
tallerken „Teller”,
nellike „Nelke”, sønneke „Söhnchen”, hønnike „Hühnchen”.
H.
Bach erwähnt lykke,
klog und smuk als wahrscheinliche Modewörter,
und weist
darauf hin, dass diese Wörter auch im Hochdeutschen MND Importe sind.
Leichtere
Auswirkungen hatte das Mittelniederdeutsche auf die Syntax und einige
morphologische
Aspekte wie Substantivflexion, obwohl die meisten Wissenschaftler darin
übereinstimmen, dass die generelle Nivellierung des skandinavischen
Flexionssystems und die Tatsache, dass die Struktur der skandinavischen
Syntax
eher analytisch (wobei die Bedeutung durch die
Satzstellung vermittelt
wird) als synthetisch (wobei
die Fallendungen die grammatische Information liefern) ist, auf
den
Einfluss des MND zurückzuführen ist. Diese Struktur entwickelte sich
während
des hier behandelten Zeitraums, was bedeutet, dass die
festlandskandinavischen
Sprachen im 16. Jahrhundert bereits die Form hatten, wie wir sie heute
kennen. (Die
intensivste Periode des Sprachkontakts scheint während des 14. und 15.
Jahrhunderts gewesen zu sein, und die nordischen Sprachen wurden
während dieser
Periode am stärksten beeinflusst). Lars
S. Vikør erläutert
(S. 41): “The influence from Low German may have been even
more profound…it
may have stimulated the morphological simplification of [Mainland]
Scandinavian.” Allerdings
vollzog sich der Wandel zu einer nivellierten Flexion und einer
zunehmend
analytischen Syntax mehr (z. B. Englisch) oder minder (z. B. Deutsch)
in allen
germanischen Sprachen, unabhängig von der Art der Sprachkontakte.
Einige
Forscher argumentieren, dass diese Merkmale das Ergebnis davon waren,
dass
Sprecher des Mittelniederdeutschen die skandinavischen Sprachen nicht
korrekt
gebrauchten und so eine grammatisch vereinfachte Mischsprache
erwuchs; dies ist durchaus ein
vertretbarer
Standpunkt. (Diese Ansicht ist besonders unter
schwedischen
Wissenschaftlern verbreitet.) Die wahre Natur einer solchen
Mischsprache wird erst
dann deutlich, wenn die Anzahl der Lehnwörter solch ein Ausmaß
angenommen hat,
dass direkte Auswirkungen auf die grammatische Struktur der
einheimischen
Sprache zu sehen sind. Viele der MND Wörter ließen sich nicht einfach
in das
skandinavische Fallsystem eingliedern, was zu einer alternativen
Meinung führt,
nämlich dass die Lehnwörter selbst der Grund für den Verlust des
klassischen
Fallsystems waren. Keith Boden vertritt die Gegenthese zu der
Mischsprache-Theorie: Er weist darauf hin, dass die deutschen Hanseaten
als
Sprecher der Prestige-Sprache keinen Anlass gehabt hätten,
skandinavische
Sprachen zu lernen, bis die Hanse unterging und die skandinavischen
Königreiche
auferstanden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass ein lückenhafter
Erwerb der
skandinavischen Sprache durch die Deutschsprechenden für den MND
Einfluss auf
das skandinavische Flexionssystem verantwortlich ist. Was jedoch auch
immer die
Ursache dafür gewesen sein mag – es
erscheint
wie oben dargelegt wahrscheinlich, dass der Kontakt mit dem MND diese
bereits
bestehenden Prozesse in den festlandskandinavischen Sprachen sowohl
beschleunigte als auch ihre Richtung bestimmen half.
Obige
Argumente zusammenfassend
und eine Wiederholung wert sind Bertil Moldes Kommentare zu der
relativen Leichtigkeit,
mit der Lehnwörter aus dem MND in die einheimischen skandinavischen
phonologischen, morphologischen und lexikalischen Systeme aufgenommen
werden
konnten:
"Detta
lågtyska språk hade på vissa viktiga punkter stora likheter med
svenskan (och
danskan). Det hade t.ex. inte högtyskans diftonger,
och den s.k.
högtyska ljudskridningen (dvs. övergangen av t.ex. äldre /p/ till /f/)
hade
inte genomförts i lågtyskan. Detta gjorde att lågtyskan hade ordformer
som sten,
hûs,
ôge,
tunge,
dragen,
gripen
(motsvarande högtyskans Stein,
Haus, Auge,
Zunge, tragen,
greifen) dvs. former som uttals-
och stavningsmässigt låg mycket
nära svenskans. Sådana likheter mellan lågtyskan och den medeltida
svenskan var
av avgörande betydelse för möjligheterna för svenskan att ta emot lån
från
lågtyskan. Dessa lån kom att bli av väldig omfattning,
och de finns inom
praktiskt taget alla områden." (S. 77)
Und
weiter:
"Deres
allmänna struktur (i fråga om ljud, stavning,
böjning) låg redan
från början så nära strukturen hos inhemska ord att assimilations
processen
gick snabbt." (S. 79)
Zu
den von Molde
aufgezählten Formen könnten MND Formen wie open,
tam, eten, riden, vören, varen, leggen, setten, gôt und dôt (vgl. die verwandten
schwedischen Wörter öppen,
tam, äta, rida, föra, fara, lägga, sätta, god und död) hinzugefügt
werden; vergleiche die entfernteren hochdeutschen Wörter offen, zahm, essen,
reiten, führen,
fahren, liegen, setzen,
gut und tot.
Diese
Nähe in
Wortschatz und Phonologie wird von Moberg als ein wichtiger Grund
angeführt,
warum MND trotz seiner guten Integration nicht die Sprache der
skandinavischen
Länder wurde. Die
skandinavischen
Sprachen waren dem MND nah genug, dass es nicht zu fremd erschien, und
mit der
Entlehnung neuer, wortbildender Affixe konnten skandinavische Sprecher
nach
Bedarf recht problemlos neue Wörter aus einheimischen oder entlehnten
Elementen
bilden. Die Einheimischen hatten nicht das Gefühl, eine Sprache zu
lernen und
zu gebrauchen, die sich sehr von ihrer eigenen unterschied. Die
Tatsache, dass wortbildende
Elemente ohne eigenständige Bedeutung von einer in die andere Sprache
entlehnt
werden und produktive Wortklassen bilden konnten, weist auf die Nähe
zwischen
MND und den spätmittelalterlichen skandinavischen Sprachen hin.
Darüber
hinaus wird
die Gruppe zweisprachiger Sprecher, die durch Eheschließungen zwischen
den
Einheimischen und den niederdeutschen Einwanderern entstand, den
Einfluss des
MND auf die weniger angesehenen skandinavischen Sprachen verstärkt
haben. Dies
ist eine weitere Ursache für den Einfluss des MND auf die
skandinavischen
Sprachen. Moberg erwähnt einen gewissen Helmik van Nörden, der gegen
Ende des
15. Jahrhunderts die Aufzeichnungen für Stockholms rådstuga machte. Helmik scheut sich nicht,
Wörter mit ursprünglich niederdeutschen Endungen an einheimischen
Stammwörtern zu
gebrauchen, z. B. sanhet,
thunghet
an Stelle der MND wârheit
und swârheit.
Mühelos
wechselt er zwischen dem einheimischen läkiare
„Arzt” und dem importierten Wort arst, zwischen
dem einheimischen vindögha
„Fenster” und dem
Import fenster,
und zwischen anlite
„Gesicht” und ansikt.
Mit der Zeit, als die Macht der Hanse im 15. Jahrhundert langsam zerfiel und die Neue Welt entdeckt wurde, ließ auch der Einfluss des MND auf die nordischen Sprachen nach. (Wie Ahldén in seinem Artikel aufzeigt, wurde jedoch noch bis ins 19. Jahrhundert, wenn auch in viel geringerem Umfang, aus dem MND in die skandinavischen Sprachen entlehnt). Es ist unwahrscheinlich, dass eine große Anzahl Skandinavier MND perfekt beherrschte. Die partielle Zweisprachigkeit schwand nach und nach dahin; die Deutschen passten sich an und sprachen die skandinavischen Sprachen bald mit niederdeutscher Färbung.
Gleichzeitig brachten die Erfindung des Buchdrucks und später die Lutherbibel eine neue Welle hochdeutschen Einflusses nach Skandinavien. Tatsächlich erleichterten die bereits vorhandenen niederdeutschen Lehnwörter im Skandinavischen den Eingang hochdeutscher Wortformen und Entlehnungen ab Mitte des 16. Jahrhunderts. Das schwedische Neue Testament von 1526 wandte sich an Stadtbewohner und vermied ältere einheimische Wörter und Ausdrücke, wie sie in der Vadestena Bibel vorkamen, um für die Zielgruppe, welche eine beträchtliche Anzahl niederdeutscher Lehnwörter verwendete, klar und verständlich zu sein. So finden sich Wörter wie fråga anstelle des einheimischen spörja, begynna statt börja, behaga und behaglig statt der einheimischen thäkkias und thäkkelig, måste statt måtte, ansikte statt anlete. Nicht nur die Bibel, auch viele Psalmen und Lieder basierten auf deutschen Vorbildern.
Bis
spätestens
1540 hatte das Kanzleramt des dänischen Känigs sich komplett auf
Hochdeutsch
umgestellt. Insbesondere die lutherische Reformation öffnete einer Flut
hochdeutscher Wörter und syntaktischer Einflüsse die Tür ins
Skandinavische.
Viele Männer der schwedischen Reformation waren in Deutschland
ausgebildet
worden. Hochdeutsch, das bis 1945 als Quelle von Entlehnungen und
anderen
sprachlichen Merkmalen Einfluss hatte, wird in einem gesonderten
Artikel
behandelt. Es wird an dieser Stelle jedoch darauf hingewiesen, dass
Entlehnungen aus dem Mittelniederdeutschen und aus MND Elementen
gebildete
Wörter nie in dem Umfang von Sprachpuristen thematisiert worden sind
wie die
späteren hochdeutschen Importe – viele können MND Wörter wohl nicht
einmal als
solche identifizieren, da sie derart in der Sprache verwurzelt sind.
Da MND sich zunächst in der gesprochenen und erst später in der geschriebenen Sprache manifestiert haben wird, ist das Wissen um seinen genauen Werdegang begrenzt. Eine der größten Kontroversen in diesem Bereich ist, ob die Lehnwörter im Schwedischen nun durch das Dänische eingeführt wurden oder direkt aus dem MND kamen. Für einige wenige Wörter wie bagare weisen die Formen im Schwedischen darauf hin, dass sie über das Dänische kamen. Allerdings steht das Urteil für die Mehrzahl der Wörter noch aus, bis detailliertere Studien abgeschlossen worden sind. Diese kontroverse, aber sehr bedeutende Fragestellung kann an dieser Stelle daher nicht weiter vertieft werden.
Wie auch
immer ihr
Werdegang gewesen sein mag – aus dem MND stammende Wörter können gegen
Ende des
16. Jahrhunderts
selbst in
ländlichen schwedischen Dialekten nachgewiesen werden, und
Untersuchungen von Lennart
Elmevik belegen, dass die Dialekte weitaus stärker von ND durchdrungen
waren
als bisher angenommen.
Ab 1600 waren die MND Lehnwörter so gut angepasst, dass nur wenige Sprecher sich bewusst waren, dass diese Wörter ausländischen Ursprungs waren (im Gegensatz zu vielen späteren hochdeutschen Entlehnungen, die aus den Sprachen eliminiert wurden). Heutzutage erkennen unter den Sprechern skandinavischer Sprachen nur Sprachwissenschaftler, dass diese Wörter MND Ursprungs sind.
Wenn
Esaias
Tegnér der Ältere (1782-1846) in seinem Gedicht Språken
(1817) Schwedisch
als „Ärans och hjältarnas språk!” bezeichnet, war er
sich offensichtlich
nicht der Ironie bewusst, dass allein in diesem Satz drei Substantive (êre, helt, sprâke) aus dem MND
stammten.
**
*HINWEIS:
Diese
Listen können nur einige der gebräuchlichsten,
wichtigsten oder anderweitig interessanten MND Entlehnungen
darstellen. Es gibt
unzählige, und ganze Bände sind mit
ihnen gefüllt. Absichtlich
ausgeklammert sind fachbezogene Ausdrücke, etwa aus dem Bereich von
Fischerei
und Seefahrt, aber auch einige naturwissenschaftliche Begriffe. Alle in
den
Listen vorgestellten Wörter sind nach dem Wissensstand des Autors immer
noch in
allen oder wenigstens einer skandinavischen Sprache aktuell – und die
Listen
geben die modernen Formen samt ihren heutigen Bedeutungen wieder.
Entlehnungen
aus dem MND in das Isländische und Färöische sind hingegen ein
gesondertes und
komplexeres Thema und werden in einem späteren Artikel behandelt.
Einige
allgemeine Hinweise über die Aufnahme niederdeutscher Entlehnungen in
die
nordischen Inselsprachen erscheint an dieser Stelle jedoch angebracht.
Isländisch
und
Färöisch erhielten weitaus weniger direkte Entlehnungen aus dem MND,
was
hauptsächlich auf ihre isolierte geographische Lage und ihre
Handelsabkommen
mit Norwegen und später Dänemark zurückzuführen ist. Die meisten
Entlehnungen
in diese nordatlantischen Sprachen kamen daher indirekt durch das
Norwegische
oder (vor allem) Dänische. Es gab zwar weniger Entlehnungen in das
Isländische
als in die festlandskandinavischen Sprachen, aber diejenigen, die es
gab,
wurden bis ins 17. Jahrhundert, als das Blatt sich gegen sie wendete,
mit
Vorliebe in der gelernten Schriftsprache verwendet. Diese Entlehnungen
(sowie
diejenigen, die hauptsächlich festlandskandinavischen Ursprungs waren)
wurden später
zunehmend als schädlich und unnötig angesehen. Diese Einstellung
gipfelte im
letzten Jahrhundert in der hreintungustefna
(Politik des Sprachpurismus),
welche bis heute die Kriterien für die Aufnahme eines Fremdworts im
Isländischen definiert. So wurden viele durch das Dänische eingeführte
niederdeutsche Entlehnungen und rein dänische Wörter zugunsten
einheimischer
Wortbildungen aus der Sprache entfernt, und die meisten aus den
ursprünglichen
Importen entlehnten produktiven wortbildenden Elemente wurden aus der
Schriftsprache ausradiert. Das Ergebnis ist ein unverfälschtes, aber
sehr
anderes Isländisch als das des 17. Jahrhunderts und zuvor. Ähnliches
kann im
Hinblick auf die leidenschaftlicheren Anhänger des norwegischen Nynorsk
beobachtet werden, welche die niederdeutsche „Einmischung“ zu
minimieren
suchen. Die Lage im Färöischen ist sehr viel komplizierter, da diese
Sprache
immer noch unter dem beträchtlichen Einfluss des Dänischen steht. Zwar
gibt es
auch dort eine Bewegung zugunsten einer weniger durchmischten Sprache,
allerdings ist deren Einfluss sehr viel geringer. Daher ist der
niederdeutsche
Einfluss auf den färöischen Wortschatz (überwiegend durch das Dänische)
deutlicher, aber nicht zu vergleichen mit den festlandskandinavischen
Sprachen.
Einige
der in den
untenstehenden Listen aufgeführten Wörter sind
Element-Lehnübersetzungen (z. B.
domkyrka aus MND dôm
und (ursprünglich) AN kirkja),
aber diese
werden als wichtig oder interessant ebenfalls angeführt).
Die
mittelniederdeutschen Formen sind mit Zirkumflexen als Häkchen zur
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langer Vokale dargestellt, da in einem HTML-Text keine Längestriche
dargestellt
werden können.
In
vielen Fällen dürften
vermeintlich aus dem Mittelniederdeutschen stammende Wörter in den
skandinavischen
Sprachen enger mit den entsprechenden Formen des modernen
Niedersächsisch
verwandt sein als mit den aus schriftlichen Quellen bekannten
mittelniederdeutschen Formen. Dies ist besonders auffällig, wenn
Vorderzungenvokale (y,
ö/ø und ä/æ/e) mit Vorderzungenvokalen
im ModNS korrespondieren (ü/üü, ö/öö, ä/ää e/ee), während dies in der
mittelniederdeutschen Schriftsprache Hinterzungenvokale sind (u/û, o/ô, a/â). Andere
Entlehnungen aus dem MND in den skandinavischen Sprachen ähneln ihren
Verwandten im ModNS stärker als im geschriebenen MND. Dies könnte ein
Hinweis
darauf sein, dass diese Lehnwörter aus gesprochenen niedersächsischen
Dialekten
entlehnt wurden, bei denen die Vokalveränderung (Umlautung) und andere
Veränderungen bereits stattgefunden hatten, während dies zu jener Zeit
noch
nicht von der standardisierten und vermutlich konservativeren
Schriftsprache
wiedergegeben wurde. Darüber hinaus enthüllen Vergleiche zwischen den
skandinavischen Formen und den ModNS Formen in einigen Fällen, dass es
mehr als
einen MND Geberdialekt gab. So ist das schwedische Wort sedel mit ModNS Zedel
verwandt, während das dänische
Äquivalent seddel
mit der ModNS Variante Zeddel
verwandt ist. Aus diesem Grund werden verwandte Formen im ModNS und, wo
als
notwendig erachtet, modernen Niederländisch (NL) zu Vergleichszwecken
hinzugefügt. Dieser Vergleich beschränkt sich auf eigentliche verwandte
Formen,
also direkt übereinstimmende Wörter, und bedeutet nicht, dass es keine
nahverwandten Wörter gibt. Ein verwandtes Wort muss nicht zwangsläufig
die
gleiche Bedeutung wie das skandinavische Lehnwort haben.
ModNS
besteht aus
vielen verschiedenen Dialekten und hat bis heute keinen Standarddialekt
und
keine Standardorthographie. ModNS Formen werden hier als deutscher
niedersächsischer Dialekt in konventioneller deutscher Orthographie
wiedergegeben. Ein langer Vokal wird durch einen einzelnen Buchstaben
wiedergegeben, wenn er sich in einer offenen Silbe befindet (z. B.
Damen) und
durch einen Doppelbuchstaben, wenn er sich in einer geschlossenen Silbe
(z. B.
Daam) oder vor mindestens zwei Konsonanten (z. B. Paaschen) befindet.
Ein
langes /i/ ist immer als ie dargestellt. Deutsche Rechtschreibung
unterscheidet
lange Vokale von Diphthongen nur optional durch ein Häkchen (Ogonek)
unterhalb
von e und ö, um lange Monophthonge zu kennzeichnen. Dies wird jedoch selten angewendet. Anstelle
eines Häkchen wird hier ein Buchstabe, welcher einen langen Vokal
repräsentiert, unterstrichen, z. B. beden [be:dn] ~
[bE:dn] ‘bitten,
beten’ vs. beden [bEIdn] ~ [baIdn] ‘bieten’, Kööm
[kø:m] ‘Kümmel’ vs.
kööm [kœIm] ~ [kOIm] ‘kam’, Toon [to:n] ‘Ton’ vs.
Book [bouk] ~ [bauk] ‘Buch’.
Ein Apostroph
nach einem
Konsonanten zeigt an, dass wo ein früheres -e verschluckt wurde,
gedehnt wird: Der
Konsonant wird nicht wie üblich verhärtet, und der vorhergehende Vokal
oder Diphthong
ist übermäßig lang.
* Hinweis:
Eine Anzahl möglicher MND
Entlehnungen erscheint auch in dem Artikel zu hochdeutschen
Entlehnungen in den
skandinavischen Sprachen desselben Autors.
1 -
NOMEN
(Die angegeben Daten beziehen sich
auf das erste
Erscheinen im Schwedischen).
*Alle Entlehnungen, wenn nicht
anders angegeben,
werden dem Mittelniedersächsischen (MNS) zugeschrieben.
Schwedisch |
Dänisch |
Deutsch |
MNS |
Altnordisch |
Mod. NS od NL |
------ |
bødker |
Böttcher |
bödiker |
|
|
------ |
forskel |
Unterschied |
vorschel |
munr |
Verscheel, Verschääl |
------ |
forsæt |
Vorsatz, Absicht |
vorsat |
mál, ætlan |
Vörsatt (Entscheidung, Plan) |
------ |
fætter |
Vetter |
vedder |
frændi |
Vedder |
------ |
kok |
Koch |
koch |
|
|
------ |
køgemester |
Meisterkoch |
kôkenmester |
|
|
------ |
maler |
Maler |
|
|
Maler |
------ |
optog |
Aufzug, Aufmarsch |
optoch |
|
--- |
|
pebersvend |
Junggeselle |
|
|
|
------ |
taske |
Tasche |
tasche |
|
Tasch |
------ |
tæppe |
Teppich |
teppet |
|
|
------ |
udtog |
Auszug, Abstract |
ûttoch |
|
Uttog |
adel |
adel |
Adel |
adel |
|
Adel |
akt |
agt |
Akt, Dokument |
âcht |
rit; lög |
Akt(e); akte (NL) |
allvar |
alvor |
Ernst |
alwâr |
alvara (MND Entlehnung) |
(alwaar ‘wobei’ (NL)) |
amma |
amme |
Amme |
amme |
|
Amm |
amt |
amt |
Amt, Bezirk |
ambacht, |
|
Amt |
andakt (ca. 1620) |
andagt |
Andacht |
andacht |
bænir |
Andacht |
andel |
andel |
Anteil |
andêl |
hlútr |
Andeel |
andrake |
andrik |
Enterich, Erpel |
anderik |
andarsteggr |
--- |
anfall |
anfald |
Anfall |
anval, aneval |
áhlaup |
Anfall |
angrepp |
angreb |
Angriff |
angrepe |
áhlaup |
Angreep |
anhang |
anhang |
Anhang |
anhang |
|
Anhang |
ankomst |
ankomst |
Ankunft |
ankumpst |
koma, kváma |
Ankumst |
anrop |
anråb |
Aufforderung, Herausforderung, Aufruf |
anrop |
áskoran |
Anroop (Anruf) |
ansikte |
ansigt |
Gesicht |
ansichte |
andlit |
|
anskri |
anskrig |
Aufschrei, Geheul |
anschrî |
óp, öskr |
--- |
anslag |
anslag |
Auswirkung; Schätzung; Veranschlagung |
anslach |
ætlan |
Anslag, Anslach |
anspråk |
------ |
Forderung |
ansprake |
kröf |
Anspraak |
anstöt |
anstød |
Anstoß |
anstôt |
afbrot |
Anstoot |
antal |
antal |
Anzahl |
antal |
tala |
aantal (NL) |
antal |
antal |
Anzahl |
antal |
tal |
Antall, Antaal |
arbete |
arbejde |
Arbeit |
arbeit |
erfiði |
Arbeid |
armod |
armod |
Armut |
armôt, armôde |
fátækð |
Armood |
art |
art |
Art |
art |
tigund, kyn |
Aard, Aart, Oort |
avdelning |
afdeling |
Abteilung |
afdêlinge |
deild |
afdeling (NL) |
avlösning |
afløsning |
Erlösung, Auflösung |
aflosinge |
|
|
bagare |
bager |
Bäcker |
bakker |
|
Backer |
bedrift |
bedrift |
Betrieb |
bedrif |
afrek, dáð |
Bedriev, Bedrief |
bedrövelse |
bedrøvelse |
Traurigkeit,
Betrübnis |
bedrôvenisse |
|
|
befallning |
befalning |
Befehl |
|
|
Befehl |
befordring |
befordring |
Beförderung |
|
|
|
begrepp |
begreb |
Begriff |
begrîp, begrêp |
|
Begreep |
begär |
begær |
Begehren |
beger |
þrá, lyst |
Begehr |
behag |
behag |
Behagen |
behach |
lyst, ánægja |
Behaag, Behaach, Behagen |
behov |
behov |
Bedarf |
behôf |
þorf |
behoef (NL) |
behov |
behov |
Bedarf |
behôf |
þörf, nauðr |
--- |
behåll |
behold |
Aufbewahrung |
beholt |
geymsla,
varðveizla |
--- |
bekymmer |
bekymring |
Sorge, Kummer |
bekumberinge |
áhyggja |
|
belevenhet |
------ |
Höflichkeit, gutes Benehmen |
belewtheit |
kurteisi |
--- |
belopp |
beløb |
Menge, Betrag |
belôp |
|
beloop (NL) |
beläte |
billede |
Bild |
bilde, belde |
mynd |
Bild; beeld (NL) |
beråd |
beråd |
Dilemma, Zwickmühle |
berât |
tvímæli, tvísýni |
--- |
besked |
besked |
Bescheid |
beschêd |
boð |
Bescheed |
beslag |
beslag |
Beschläge, Zubehör |
beslach |
|
Beslag, Beslach |
beslut |
beslutning |
Beschluss |
beslut |
ákvæði |
Beslutt |
bestyr |
(bestyrelse) |
Beschäftigung,
Besorgung, Mühe, Arbeit |
bestür |
verk, stjórn, viðskipti |
Bestüür |
bestånd |
bestand |
Bestand, Lager |
bestant |
birgðir |
Bestand |
beställning |
bestilling |
Bestellung |
|
|
|
besättning |
besættelse |
Beschäftigung |
besettinge |
hernám |
bezetting (NL) |
betryck |
betryk |
Bedrückung, Bedrücktheit |
bedruck |
nauð |
--- |
bevillning |
bevilling |
Bewilligung |
bewillinge |
veiting |
--- |
bevis |
bevis |
Beweis |
bewîs |
sannindi |
Bewies |
bevåg (ca. 1540) |
------ |
Befugnis |
bewach |
ábyrgð |
--- |
bihang |
------ |
Anhang |
bîhank |
viðauki |
|
bilaga |
bilag |
Anhang, Anlage |
bilage |
|
Bi(e)lage, Bi(e)laag' |
bild |
billede |
Bild |
bilde, belde |
mynd |
Bild; beeld (NL) |
bisittare |
bisidder |
Beisitzer, Beobachter |
bisitter |
|
Bisitter |
bislag |
bislag |
Veranda |
bislach |
|
Bislag, Bislach |
blick |
blik |
blicken |
blick |
ásyn |
|
borgare |
borger |
Bürger |
borgere |
|
Börger |
borgmästare |
borgmester |
Bürgermeister |
borgermêster |
|
Börgermeester |
bovete |
boghvede |
Buchweizen |
bôkwête |
|
Bookweten |
brännvin |
brændevin |
Branntwein |
bernewîn |
|
Brandwien |
bukt |
bugt |
Bucht |
bucht |
vík |
Bucht |
bult |
bolt |
Bolzen |
bolte |
|
Bult, Bült |
burskap |
borgerskab |
Bürgerschaft |
bûrschap |
borgarlýðr |
|
byxa |
bukse |
Hose |
buxe |
|
Büx(e), Bux(e) |
bålverk |
bolværk |
Bollwerk |
bolwerk (MND) |
|
Bollwark |
båtsman |
bådsmand |
Bootsmann |
bôtsman |
bátsmaðr |
Bootsmann |
bädd |
------- |
Bett |
bedde |
rúm,
sæng |
Bedd, Bett |
bägare |
bæger |
Bäcker |
beker |
bakari |
Backer, Bäcker |
bäver |
bæver |
Bieber |
bever |
bjórr |
Bever, Bewer |
bödel |
bøddel |
Henker |
bodel, boddel |
|
Bödel, Bodel |
börs |
børs |
Börse |
börs (ND), burse (MND) |
fjárfundr, sjóðr |
Börs(e) (‘Geldbeutel’, ‚Börse, Aktienmarkt‘) |
bössa |
bøsse |
Büchse |
busse |
|
Büss(e), bus |
? |
bøssemager |
Büchsenmacher |
? |
------ |
|
del |
del |
Teil |
dêl, deil |
hlutr |
Deel |
dikt |
digt |
Gedicht |
dichte |
kvæði |
|
docka |
dok |
Dock |
MNL dok, MND
docke |
|
|
domherre |
domherre |
Richter |
dômherre |
dómsmaðr |
Doomherr |
domkyrka |
domkirke |
Domkirche |
dôm (MND) + |
dómkirkja |
Dookark |
dop |
dåb |
Taufe |
dope |
|
|
drake |
drage |
Drache |
drake |
dreki |
Drake |
dryckenskap |
drukkenskab |
Trunkenheit |
drunkenschap |
drykkjuskapr |
|
dräkt |
dragt |
Tracht, Kleid |
dracht |
umbúningr, klæði |
Dracht |
dunder |
dunder |
Donner |
dunner |
|
|
dust |
dyst |
Kampf, Gefecht |
dust, diest |
bardagi |
|
däck (ca. 1690) |
dæk |
Deck |
dek (ND od NL) |
|
|
döp |
dåb |
Taufe |
dôpe |
skírn |
Dööp |
ebb |
ebbe |
Ebbe |
ebbe (NL) |
fjarra |
Ebb; eb(be) (NL) |
egendom |
ejendom |
Eigentum |
êgendôm (MND) |
eign |
Egendoom |
egendom |
ejendom |
Eigentum |
egendom |
eign, bú |
Egendom |
elände |
------- |
Elend |
ellende |
aumleikr |
Elend |
endräkt |
endragt |
Eintracht |
eindracht |
samræði,
samhljóðan |
Eendracht |
-eri |
-eri |
(Suffix für die Bildung von Nomen Agentis) |
-erîe |
|
-eree,
- |
fack |
fag |
Fach(richtung) |
vak (MND) |
|
Fack |
fadder |
fadder |
Pate |
vadder |
|
|
falk |
falk |
Falke, Habicht |
valke |
haukr, fálki |
Falk(e) |
fals |
fals |
Falschheit, Betrug |
vals |
lygi |
falsch |
falskhet |
falskhed |
Falschheit, Lüge |
valschheit |
|
Falschheit |
fana |
fane |
Fahne |
vane |
merki |
Faan, Fahn |
fara |
fare |
Gefahr |
vâre |
hætta |
Faar, Fahr |
fartyg |
fartøj |
Fahrzeug |
fartüg (MND) |
skip |
Faartüüg, Fahrtüüg |
feber (ca. 1533) |
feber |
Fieber |
feber |
|
Fever, Fewer |
fejda |
fejde |
Fehde, Streit, Krieg |
veide |
stríð, ófriðr |
Fede, Feed' |
fel |
fejl |
Fehler |
feil, fegel |
villr |
Feel |
fett |
fedt |
Fett |
fett |
feitr |
Fett |
ficka |
----- |
Tasche |
ficke |
|
Fick |
fiol |
fiol |
Geige, Violine |
viole |
|
|
flagg |
flag |
Flagge |
flagge (MND) od vlag (NL) |
|
Flagg(e) |
flykt |
flugt |
Flucht |
vlucht, vlücht |
flótti |
Flucht, Flücht |
flöjt |
fløjte |
Flöte |
flöite |
|
|
fogde |
foged |
Vogt |
voget |
sýslumaðr |
Voogt |
fotfolk |
fodfolk |
Fußvolk |
vôtvolk |
fótgönguherr |
|
fotgängare |
fodgænger |
Infantrist |
vôtgenger |
fótgöngumaðr |
|
frakt |
fragt |
Fracht |
vracht |
farmr |
Fracht |
fru |
frue |
Frau, Dame |
vrouwe |
kona |
Fru, Fro |
frukost |
frokost |
Frühstück |
vrôkost |
|
Fru(h)kost |
frukt |
frugt |
Frucht |
vrucht |
|
Frucht |
fruktan |
frygt |
Furcht |
vruchte |
hræzla, ótti |
Forcht, Furcht |
fröken |
frøken |
Fräulein |
vrouwekin, vrouken |
|
|
fukt |
fugt |
Feuchte |
vucht |
|
|
fullmakt |
fuldmagt |
Vollmacht |
vulmacht |
yfirskipan |
Vullmacht |
fullmäktig |
fuldmægtig |
Bevollmächtigter |
vulmechtich |
forstjóri |
Vullmacht |
furste |
fyrste |
Fürst, Prinz |
vorste, vurste |
vísir |
|
furstinna |
fyrsteinde |
Fürstin, Prinzessin |
vorstinne |
dróttning |
Förstin |
fyr |
fyr |
Feuer |
vûr, vuer |
eldr |
Füür |
fält |
felt |
Feld |
velt |
|
Feld |
fängelse |
fængsel |
Gefängnis |
vengnisse |
fangelsi |
|
färg |
farve |
Farbe |
varwe, varve |
litr |
Farv(e) |
fästning (ca. 1630) |
fæstning |
Festung |
vesteninge |
|
|
föga (falla till
föga) |
føje (falde til
føje) |
Entstehung, Ursache;
Fügung (sich
einer Sache fügen, kapitulieren, aufgeben) |
vôge (in de vôge fallen) |
örsok |
|
fönster (verdrängte aschwed. vindögha) |
------ |
Fenster |
vinster, venster |
gluggr |
Finster, Fenster |
förakt |
foragt |
Verachtung |
voracht |
|
--- |
förbud |
forbud |
Verbot |
vorbot |
|
|
förbund |
forbund |
Verbund |
vorbunt |
lag, samfélag |
Verbund |
fördel |
fordel |
Vorteil, Gewinn |
vordêl |
gagn |
Fördeel |
fördrag |
------ |
Vortrag |
vordrach |
|
verdrag (NL) |
förekomst |
forekomst |
Vorkommnis |
vorkumpst |
|
--- |
föreståndare |
forstander |
Vorsteher |
vorstender |
forstjóri |
--- |
förfall |
forfald |
Verfall, Niedergang |
vorval |
niðrfall |
Verfall |
förfång |
------ |
Vorurteil |
vorvank |
|
--- |
förgift |
forgift |
Gift |
vorgift |
eitr |
--- |
förgängelse |
(forgængelighed) |
Korruption,
Bestechung |
vorgenknis |
spilling |
--- |
förhänge |
forhæng |
Vorhang |
vorhenge |
tjald |
Vörhäng |
förhör |
forhør |
Verhör |
(vorhören) |
|
|
förköp |
forkøb |
Verkauf |
vorkôp |
|
Verkoop |
förlopp |
forløb |
Verlauf |
vorlop |
|
|
förlov |
forlov |
Erlaubnis |
vorlôf |
leyfi |
Verlööv, Verlööf |
förlust |
------ |
Verlust, Schaden |
vorlust |
tapan, skaði |
Verlust |
förnuft |
fornuft |
Vernunft |
vornuft |
skynsemd |
|
förräder |
forræder |
Verräter |
vorrêder |
svikamaðr |
Verrader, Verräder |
förstånd |
forstand |
Verstand, Vernunft |
vorstant |
vitsmunr, skynsemd, samvizka |
Verstand |
förtret |
fortræd |
Verdruss, Schaden |
vordrêt |
skapraun; skaði |
Verdreet |
gaffel |
gaffel |
Gabel |
gaffel(e) |
|
Gaffel |
garvare |
garver |
Gerber |
garwer, gerwer
(ND) |
sútari |
Garver |
gemål (ca. 1565) |
gemal |
Gemahl |
gemâl |
maki |
|
gesäll |
gesel |
Geselle |
geselle |
|
Gesell(e) |
gevär |
gevær |
Gewehr |
gewêre |
|
Geweer, Gewehr |
gikt (ca. 1578) |
gigt |
Gicht |
gicht, jicht |
|
Gicht, Jicht |
greve |
greve |
Graf |
greve, grave |
jarl |
Graaf |
grevinna |
grevinde |
Gräfin |
grevinne |
greifinna |
(Gräfin) |
gräns |
grænse |
Grenze |
grense, grenitze |
merki |
Grenz(e), Grenß(e) |
gunst |
gunst |
Gunst, Gnade |
gunst |
náð |
Gunst |
gåva |
gave |
Gabe, Geschenk |
gâve |
gjöf; giäf (altschwed.) |
Gaav', Gave |
-gängare |
-gænger |
-gänger, -geher |
-genger, -ginger |
fótgöngmaðr |
-gänger |
haj |
haj |
Hai |
haai |
|
Hai |
handel |
handel |
Handel |
handel |
|
|
handske |
handske |
Handschuh |
hantschô, hantsche |
hanzki |
Handsch(e) |
handskmakare |
handskemager |
Handschuhmacher |
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|
|
hantwerk |
håndværk |
Handwerk |
hantwerk |
iðn |
Handwark; |
hast |
hast |
Hast, Eile |
hast |
skynding, skyndir |
Hast |
helgon (Pl.) |
helgen |
Heilige |
thie hêlagon (altsächs.) |
|
|
herre |
herre |
Herr |
hêrre (MND) |
maðr, karlmaðr |
Herr |
herrskap |
herskab |
Herrschaften |
hêrschop, hêrschap |
|
Herrschup(p) |
hertig |
hertug |
Herzog |
hertoch, hertich |
hertoga |
Hertog, Hertoch |
hertiginna |
hertuginde |
Herzogin |
hertochinne |
|
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hingst |
hingst |
Hengst |
hinxt, hingest |
hestr |
Hingst |
hjälte |
helt |
Held |
helt |
hetja |
Held |
hjältinna |
heltinde |